Heimat ist so viel mehr als nur ein Wort
„Ping!“ macht es in meinem E-Mail-Postfach – eine Nachricht trudelt ein: „Kim, hast du Lust einen Text über das Thema Heimat zu schreiben?“ Na, klar, aber was genau ist eigentlich Heimat? Eine Frage, über die ich erstmal gründlich grübeln muss. Denn auch, wenn das Portal des OOWV den Namen „Einfach Heimat“ trägt, ist die Beantwortung dieser Frage aus dem Bauch heraus alles andere als einfach. Eben deshalb, weil Heimat für jeden etwas anderes bedeutet. Für den einen sind es die Heimspiele von Werder Bremen, für die andere die heimelige Suppe nach Omas Rezept, die von innen heraus so schön wärmt und für den nächsten die Grillabende mit guten Freunden bei einem Bierchen im heimischen Garten. Heimat hat viele Gesichter – und dennoch ist ein Gefühl untrennbar mit jeder noch so individuellen Definition von Heimat verbunden: emotionale, positive Erinnerungen.
Was sagt der Duden?
Ein Griff ins Bücherregal soll mir einen nüchternen Blick auf das Thema zugestehen. Der Duden hat mir schon oft geholfen. Ich schlage ihn auf – und am Ende der ersten Hälfte, auf Seite 473, springt mit die „Heimat“ entgegen. Sie ist hier definiert als Ort, Land oder Gegend, wo jemand geboren ist oder ständig lebt. Das ist mir zu wenig. Also schaue ich links und rechts des Weges – oder eher über und unter dem Begriff. Direkt darüber steht „Heim“, also die Bleibe, das Zuhause, die Zuflucht. Und dahinter? „Heimatlich“, also etwas aus der Heimat, das uns vertraut ist. Ich lasse den Blick weiter schweifen und mir stechen Heimatliebe, heimkommen und heimatlos ins Auge.
Da wird mir klar: Heimat ist mehr als nur ein Wort. Es ist ein starkes Gefühl und eine unglaubliche Verbundenheit, die aus der Erinnerung heraus, aus Momenten des Glücks, entsteht.
Was bedeutet Heimat für mich?
Nach dieser Erkenntnis merke ich: Wenn ich Synonyme für meine ganz persönliche Definition von Heimat auflisten soll, wird diese ziemlich ausufern, schließlich bin ich kein Kind mehr und habe einiges an Jahren, Erinnerungen und Erfahrungen im Gepäck. Und rückblickend sind mit jedem Lebensabschnitt, jedem besonderen Meilenstein im Leben, neue Wörter in diese Liste geflossen – ganz automatisch und aus dem Herzen heraus.
Am Anfang war für mich Heimat einfach nur mein Zuhause, meine Eltern, meine Schwester. Irgendwann kamen Freunde hinzu, natürlich die beste Freundin, der größere Familienkreis, später meine eigene Familie.
Herzensorte
Alle Orte, an denen ich bisher gelebt habe, sind meine Heimat. „Meine zweite Heimat ist Hamburg“, sage ich, wenn wir wieder mal dorthin reisen, denn dort haben wir mal gewohnt. Dann sind es aber auch die Niederlande, in denen ich geboren bin. Mein Herz geht jedes Mal auf, wenn wir das Schild „Welkom in Nederland“ passiert haben – und ich es kaum erwarten kann, auszusteigen und die Menschen um mich herum diese für mich wunderbare Sprache sprechen zu hören. Wie früher. Genauso liebe ich das herzliche „Moin“ in meiner jetzigen Heimat. Ob morgens, mittags oder abends – ein Wort genügt und es passt immer.
Natürliche Heimat
Wasser gehört für mich auch zur Heimat. Ich liebe das Meer. Als wir damals hier hergezogen sind, aus NRW, waren Ebbe und Flut ein aufregendes Spektakel. Die Kraft des Wassers, die Weite, das Rauschen, die kreischenden Möwen in Dangast, mit dem Segelboot oder Tretboot übers Zwischenahner Meer – das alles weckt schöne Erinnerungen.
Spaziergänge und Radtouren durch unsere Heimatgegend zeigen meiner Familie und mir immer wieder, wie schön sie ist: Blühende Rhododendren im Park oder ruhige Waldwege, in denen nur ein Specht zu hören ist. Auch das ist für mich Heimat.
Kulinarische Heimatgefühle
Auch kulinarische Heimatgefühle kommen in mir hoch, gerne gepaart mit sozialem Austausch: Grünkohltouren bei knackigen Temperaturen mit lustigen Spielen, der gemeinsame Filmabend zuhause mit süßem oder salzigem Popcorn, die Rouladen meiner Schwiegermutter in der Weihnachtszeit oder die Hochzeitsuppe mit den winzig klein gedrehten Fleischklößchen, die ich heute mit meinem Sohn nach Uromas Rezept zubereite. Die Haferflocken am Morgen, wie sie meine Mutter früher immer für mich gemacht hat. Der Käse, natürlich echter Gouda aus Holland, der mein nahezu tägliches Abendritual geworden ist.
Heimatliche Hobbys
Meine Freunde und der Sport wecken auch absolute Heimatgefühle in mir: Wenn wir uns treffen und über alte Zeiten plaudern, über gemeinsam Erlebtes. Mit einigen von ihnen habe ich früher Handball gespielt. Heute ist meine Passion Tennis. Kein Wunder, dass das Vereinsheim auch für mich ganz weit oben auf der Heimatliste steht.
Was mich schon immer begleitet hat, egal, an welchem Ort ich gerade heimisch geworden bin: Musik. Es gibt so viele Lieder, die mich an alte Zeiten erinnern und dieses warme Heimatgefühl in mir hervorrufen: Schlaflieder, die ich früher geliebt und später meinem Sohn vorgesungen habe, Liebeslieder, die an das erste Kennenlernen und die Hochzeit erinnern oder auch Songs, die ich mit besonderen Menschen in meinem Leben verbinde.
Und was bedeutet Heimat für dich?
Ich kann für mich sagen: Heimat ist für mich kein fester Ort. Heimat ist für mich dort, wo mein Herz ist. Und wie auch immer jede und jeder für sich dieses Wort definiert und sich am Anfang damit vielleicht etwas schwertut: Am Ende ist es eben doch „einfach Heimat“.