Hitzeaktionspläne: So schützt sich der Nordwesten vor Hitze
Hitzerekorde Jahr für Jahr: Das gilt mit dem Klimawandel längst auch für Deutschland. Temperaturen von 30 Grad Celsius und mehr sind keine Ausnahme mehr. Bei solcher Wärme kann es für Menschen gefährlich werden. Städte und Gemeinden brauchen deshalb Hitzeaktionspläne, um die Bevölkerung zu schützen. Auch einen „Hitzeknigge“ gibt es schon.
Hitzewellen werden häufiger. Das führt nicht nur zu Trockenheit und Wasserknappheit. Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit vieler Menschen stehen auf dem Spiel. Vor allem ältere und pflegebedürftige Menschen sind bei Hitze stark gefährdet. Riskant ist zu heißes Wetter auch für Babys und Kleinkinder, Schwangere, unterernährte oder übergewichtige Menschen, Personen, die schwer im Freien arbeiten oder Sport treiben sowie Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen – von Diabetes bis Bluthochdruck.
Das Bundesumweltministerium hat deshalb Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit herausgegeben, die die Kommunen umsetzen sollen, um für die kommenden Hitzesommer gewappnet zu sein. Dabei geht es einerseits darum, die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels zu erklären, andererseits Vorschläge zum richtigen Verhalten zu geben.
Bei Hitze viel trinken nicht vergessen! So kann der Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen ausgeglichen und der Mineralstoffhaushalt im Gleichgewicht gehalten werden.
Die Kommunen im Nordwesten haben sich auf den Weg gemacht, solche Hitzeaktionspläne zu erstellen und sind bislang unterschiedlich weit gekommen.
In Oldenburg gibt es seit 2022 eine „Arbeitsgemeinschaft Hitzeschutz“. Sie hat bereits eine Broschüre herausgegeben, die Tipps für heiße Tage beinhaltet – von der Empfehlung, genug zu trinken bis zum Verweis auf Orte zum Abkühlen. Die Broschüre und viele weitere Informationen zum Thema Hitze sind im Internet zu finden. Ein vollständiger Hitzeaktionsplan ist noch in Arbeit. In den kommenden Jahren ist es laut Stephan Onnen, Pressesprecher der Stadt Oldenburg, das Ziel, eine Strategie im Bereich der Klimaanpassung für das gesamte Stadtgebiet zu entwickeln.
So sieht sie aus: Die Infobroschüre der Stadt Oldenburg - zu finden auf https://www.oldenburg.de/hitze.
„Das Thema Hitzeschutz und -prävention wird in sehr vielen Fachbereichen der Stadt Oldenburg bereits seit längerem berücksichtigt und eingeplant – auch in Bereichen, die auf den ersten Blick keinen direkten Bezug zum Thema Hitzeschutz haben. Beispielsweise im Straßen- und Tiefbau, wo bei der Neugestaltung von Straßen auf die Verwendung von helleren Materialien gesetzt wird, die sich weniger stark aufheizen“, sagt Stephan Onnen.
In Bremen gibt es bereits seit 2022 einen „Hitzeknigge“ auch online mit vielen Tipps – auch hier vom Rat, viel zu trinken bis hin zu kühlen Örtlichkeiten. Ein vollständiger Hitzeaktionsplan Bremen/Bremerhaven ist nach Auskunft von Ramona Schlee, Pressesprecherin der bremischen Senatorin für Umwelt, Klima, Wissenschaft, bereits fertig und dürfte noch im Sommer 2024 veröffentlicht werden. Er ist auf eine Fortschreibung in Fünf-Jahres-Schritten ausgelegt.
„Einige der Schlüsselmaßnahmen werden kurzfristiger umsetzbar sein, wie beispielsweise die Schaffung eines Hitzeportals Bremen oder die Sensibilisierung der Bevölkerung für Hitzerisiken“, teilt Ramona Schlee mit. Dabei können kleine praktische Ideen große Wirkung haben. Im Entwurf zum Hitzeschutzplan ist auch das Vorhaben aufgeführt, kühlere Räume für die Bevölkerung zu öffnen. Solche Hitzeschutzräume müssen nicht neu gebaut werden: Bremen will auf bestehende Strukturen zurückzugreifen – beispielsweise Bürgerhäuser oder Kirchen.
Außerhalb von Ballungsräumen sind Hitzeaktionspläne ebenfalls längst ein Thema. Gunnar Meister, Pressesprecher des Landkreises Wesermarsch, weiß, dass das Gesundheitsamt des Landkreises an einem Hitzeaktionsplan arbeitet. „Der Fachdienst für Gesundheit und die Kolleginnen und Kollegen des Katastrophenschutzes arbeiten an dieser Stelle Hand in Hand und bringen demnächst die Akteure an einen Tisch, die das Vorhaben unterstützen sollen“, sagt er. Der Landkreis habe auch schon Aufklärungsbroschüren an Kindergärten, Schulen und Pflegeheime weitergegeben. Spezielle Hitzeschutzräume stehen in der Wesermarsch nach Kenntnis von Gunnar Meister noch nicht zur Verfügung.
Auch die Stadt Jever ist schon aktiv geworden und nahm in diesem Jahr erstmals am bundesweiten Hitzeaktionstag am 05. Juni teil – unter dem Motto „Trotz Hitze cool bleiben“. Hier konnten im Rahmen von öffentlichen Rundgängen kühle Orte besichtigt werden – wie beispielsweise die Wallanlagen, der Kirchplatz und die Räume im Untergeschoss des Schlosses. Auch Plakate und Flyer mit praktischen Alltagstipps und Handlungsempfehlungen für Hitzeperioden hat die Stadt schon erarbeitet. Diese beinhalten auch eine Stadtkarte, in denen Hitzeschutzbereiche und Standorte öffentlicher Wasserspender eingezeichnet sind.
Apropos Wasserspender: Die Temperaturen kann der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) nicht ändern, aber er hilft dabei, Trinkwasser für die Menschen bereitzustellen – auch unterwegs. Hier auf dem Kunden- und Regionalportal „einfach Heimat" unter der Rubrik „Trinkwasser mobil“ kann jeder ganz einfach und mit wenigen Klicks Orte in der Nähe finden, an denen die Trinkflasche kostenlos aufgefüllt werden kann. Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Schauen Sie gerne mal vorbei und überzeugen Sie sich selbst.
„Trinkwasser mobil" kann unterwegs ganz bequem über die einfach Heimat-App genutzt werden - oder über den Desktop.
Im Nordwesten kümmert sich der OOWV auch darum, vielerorts Trinkwasserspender aufzustellen. So gibt es in Rathäusern der Region und anderen öffentlich zugänglichen Stellen derzeit 57 Trinkwasserspender – Tendenz steigend. Weitere 65 befinden sich in Schulen, 17 in Kitas.