Warum ist Grundwasserschutz so wichtig?
Um Antworten auf diese und viele weitere Fragen rund um das Thema Grundwasserschutz zu bekommen, haben wir uns mit der Interessengemeinschaft (IG) Wasser Oldenburg-Land getroffen. Sie ist eine Initiative zum Thema Brauch- und Trinkwasser.
Die IG wurde 2022 in Huntlosen gegründet - vor dem Hintergrund der geplanten Brunnen zur Wasserentnahme im Hegeler Wald und der damit verbundenen Auswirkungen auf das Oldenburger Land. Ihr gehören neben Bürgerinnen und Bürgern Vertreter der Bürgervereine und Fachleute an. Sie alle eint das Bemühen um den Wasserschutz. Die Interessengemeinschaft hat sich die Information über das Thema vor dem Hintergrund der geplanten Wasserentnahme auf die Fahnen geschrieben. Sie berät Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Oldenburg und bindet Land- und Forstwirtschaft ebenso wie die Industrie in die Diskussion ein. Dabei geht es der IG um ein von Parteien und wirtschaftlichen Interessen unabhängiges Eintreten für den Schutz der Wasserressourcen und ihre nachhaltige Nutzung.


Roland Zewuhn hat sich selbst zum Fachmann fürs Wetter ausgebildet. Seit 2015 betreibt er privat, aber höchst professionell eine Wetterstation in Huntlosen, einem Ortsteil von Großenkneten im Landkreis Oldenburg. Er weiß zum Beispiel, ein wie großer Anteil des Niederschlags in der Region verdunstet, er weiß auch, was das für den Wasserhaushalt bedeutet. Als Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) Wasser Oldenburg-Land hat uns erklärt, warum Klimaschutz vor der Haustür beginnen muss.
Herr Zewuhn, warum gibt es die Interessengemeinschaft Wasser?
Die Interessengemeinschaft ist im Jahr 2022 ins Leben gerufen worden, damals unter dem Namen Interessengemeinschaft Wasser Hegeler Wald. Die Gründungsmitglieder hatten einen Hauptgrund für ihr Engagement: Sie wollen die seit den 1980er Jahren angekündigten zusätzlichen Wasserentnahmen von 1 Million Kubikmeter pro Jahr aus dem Hegeler Wald bei Huntlosen verhindern. Vor vier Jahrzehnten war der Widerstand erfolgreich, und wir kämpfen darum, dass es wieder gelingt.
Welche Ziele verfolgen die Mitglieder?
Wir wissen: Durch den fortschreitenden Klimawandel und die wachsende Bevölkerung sind unsere Grundwasserspeicher insbesondere für die Trinkwasserversorgung nicht mehr sicher. Seit den Dürrejahren 2018 bis 2020 sind die Grundwasserspiegel überdurchschnittlich stark zurückgegangen. Das Interesse, beispielsweise aus dem Hegeler Wald zusätzlich 1 Million Kubikmeter Wasser pro Jahr zu pumpen, besteht aber weiterhin. Wir fordern deshalb ein komplexes Wassermanagement, den vernünftigen Umgang mit unserem Wasser. So setzen wir uns ein für den Erhalt unserer Umwelt – besonders im Hinblick auf die Klimaveränderungen in den letzten 30 Jahren. Inzwischen sind Wetterereignisse wie einerseits Starkregen oder Dauerregen, andererseits lange Trockenphasen, unberechenbar und keine Seltenheit mehr. Das bedeutet, dass Überschwemmungen oder langfristige Dürreschäden das Leben für die Natur und damit Tiere und Menschen bestimmen.


Der Hegeler Wald ist ein 765 Hektar großes Waldgebiet im Ortsteil Huntlosen der Gemeinde Großenkneten im Landkreis Oldenburg. Die IG Wasser warnt vor Plänen, dort Wasser zu entnehmen. Sie möchte eine weitere Absenkung des Grundwasserspiegels verhindern. (Foto: Zewuhn)
Wie wollen Sie diese Ziele erreichen?
Wir sind direkt vor Ort aktiv. Zum Beispiel bemühen wir uns um Information und Aufklärung der Öffentlichkeit. Wir benennen klimarelevante Zusammenhänge und deren Auswirkungen auf Menschen und die Lebenswelt in der Region. Jeder kann „Klimaopfer“ werden. Wir wollen den Einzelnen sensibel für kleine Veränderungen machen. Zum Beispiel haben sich die Frostzeiten drastisch verringert, die Zeiten für die Pflanzung oder Aussaat haben sich verschoben. Die Qualität des Regens hat sich verändert, vom früher so genannten „Landregen“ hin zu tagelangem Nieselregen. Das hat Folgen, denn so erhöht sich die Luftfeuchte, aber das Grundwasser wird nicht aufgefüllt. Stattdessen verdunstet das Wasser. Diesen Vorgang nennt man Interzeption. Vielen Menschen ist das unbekannt.
Können Sie schon Erfolge verzeichnen?
Ja, es werden uns Fragen gestellt, wie die Zusammenhänge sind. Auch die Wasserverbände sind auf uns aufmerksam geworden, dass nicht einfach Wasser in großen Mengen gefördert und verschwendet werden darf, sondern Techniken eingesetzt werden müssen, die Wasser bewahren und die Verwendung verringern. Wir haben intensiven Kontakt zum OOWV, der einen Strategierat aller Landkreise und Verbände gegründet hat, damit das Wassermanagement einen konkreten Handlungsbereich definiert und nicht nur ein Schlagwort ist. Wir sind in der Region unterwegs, haben in öffentlichen Veranstaltungen referiert und auf vielen Ebenen Kontakte hergestellt
Warum ist der Grundwasserschutz so wichtig?
Sauberes Trinkwasser und eine nachhaltige Versorgung sind für die Gesundheit und Ernährung entscheidend. Das Grundwasser ist also eine wichtige Ressource für Menschen, Tiere und Pflanzen. Es wird nicht nur als Trinkwasser genutzt, sondern auch in der Landwirtschaft und Industrie. Eine Verschmutzung oder Übernutzung des Grundwassers kann gravierende Folgen haben, und zwar nicht nur regional, sondern global. Wir benötigen Wasser im Haushalt, für die Landwirtschaft und in der Industrie. Bei uns scheint das noch kein Problem zu sein. Doch etwa zwei Milliarden Menschen haben keinen verlässlichen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Wollen wir das? Nein!


Die aktiven Mitglieder der IG Wasser Oldenburg-Land haben die Erhaltung der Umwelt in Zeiten des Klimawandels als Ziel. Von links nach rechts: Rolf Jessen, Dr. Horst-Herbert Will, Friedrich Hellbusch, Peter Puschmann, Rainer Wilmsmann und Roland Zewuhn.
Was können der Staat, Kommunen und Bürgerinnen und Bürger konkret tun, um den Grundwasserschutz zu stärken?
Der Staat und die Kommunen müssen unserer Ansicht nach schnellstmöglich ein überregionales Wassermanagement entwickeln. Dazu müssen Fakten geschaffen werden: Grundwasser wird in Deutschland angesichts der weltweit zunehmenden Knappheit von Trinkwasser, Mineral- und Heilwasser zu einem der wertvollsten „Bodenschätze“. Die Grundwasserkörper sind ein zentraler Baustein des natürlichen Wasserhaushalts. Aufgrund von anhaltender Dürre in einzelnen Regionen sowie zunehmender Schadstoffbelastung der Böden steht das Grundwasser, und damit in Teilen auch die Trinkwasserversorgung, unter Druck. Die Bürgerinnen und Bürger müssen darüber informiert sein, dass gutes und sauberes Grundwasser nicht selbstverständlich ist. Die Knappheit des Grundwassers wird sich durch den Klimawandel verschärfen. Wasser wird teurer und die Qualität wird sich verändern. Da ist auch der Einzelne gefragt: Niemand sollte mit Wasser verschwenderisch umgehen. Das ist eine Wissens- und Erziehungsfrage. In den Kindergärten und Schulen muss deshalb zu dem komplexen Thema Wasser regelmäßig unterrichtet werden.
Passiert in dieser Richtung Ihrer Ansicht nach schon genug?
Ein klares Nein! Wir beobachten insbesondere in der kommunalen Politik, dass zwar der Wille da ist, aber erhebliche Umsetzungsprobleme bestehen, etwa weil ausgebildetes Personal und finanzielle Mittel fehlen. Auch die Bündelung von vielen unterschiedlichen gesammelten Daten über das Grundwasser, geologische Daten und das Wissen der verschiedenen Institutionen muss schnellstens koordiniert werden. Das ist ein langer und mühsamer Weg. Der Klimawandel nimmt allerdings keine Rücksicht darauf, dass wir nicht so schnell wie möglich bereit sind.
Welche Szenarien für den Wasserhaushalt vor Ort und im Allgemeinen befürchten Sie, wenn nicht ausreichend und bald gehandelt wird?
Es wird überall auf der Welt verstärkt zu Dürreperioden oder Hochwasserschäden kommen. Hier in Mitteleuropa werden schwere Schäden durch Überschwemmungen oder Dürrezeiten entstehen, wenn die Planungsrahmen nicht geändert werden: Baugenehmigungen in bekannten eventuellen Hochwasserlagen dürfen nicht sein. Die Einengung von Wasserläufen ist zu vermeiden. Wasserentnahmen aus dem Untergrund sind von Staats wegen zu überprüfen und neue Genehmigungen restriktiv zu behandeln. Landwirtschaftliche Kulturen müssen umgeplant werden und es müssen Sorten angebaut werden, die klimatolerant sind. Die pfluglose Kultur steigert den Humusgehalt des Bodens. Das fördert die Wasserspeicherung im Boden. Hier gibt es landwirtschaftlich gesehen viel zu tun.
Die IG Wasser Oldenburg-Land informiert auch im Internet über ihre Arbeit: https://ig-wasser-hw.de/