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Hashtag "Daseinsvorsorge"

Hashtag "Daseinsvorsorge"

Morgens den Wasserhahn aufdrehen, duschen, Kaffee kochen, die Toilettenspülung betätigen. All das ist so selbstverständlich wie das einloggen ins heimatliche WLAN oder ins WLAN des Cafés um die Ecke. Aber das ist es eben nicht! Es ist nicht selbstverständlich!

#Daseinsvorsorge
Sperriger Hashtag! Nun ja, man könnte meinen hier waren nicht gerade Social Media Experten am Werk als dieser Hashtag geboren wurde. Stimmt! Denn tatsächlich stammen der Begriff und alles wofür er steht bereits aus einer Zeit, da war Influenza noch eine Krankheit und Social Media noch nicht mal geboren. Und dennoch ist der Begriff, so unhandlich wie er ist, von enormer Bedeutung. In diesem sperrigen Wort steckt so viel, was für uns selbstverständlich geworden ist.

Was steckt also dahinter?
„Daseinsvorsorge umfasst die Sicherung des öffentlichen Zugangs zu existentiellen Gütern und Leistungen entsprechend der Bedürfnisse der Bürger, orientiert an definierten qualitativen Standards und zu sozial verträglichen Preisen.“ (siehe Linke, F.: Genesis des Begriffs Daseinsvorsorge und Überlegungen zu einer dynamischen Definition als Reflektion sich verändernder demographischer und fiskalischer Rahmenbedingungen, 2011,S.80)

Tatsächlich reichen der Begriff und das wofür er steht bis tief in die Vergangenheit, als es unter anderem die Arbeitsteilung zwischen Geschlechtern oder unterschiedlichen Generationen gab. Die Arbeit selbst war damals nie Mittel zum Zweck, sondern bereits vollumfänglich als Daseinsvorsorge zu beschreiben. Beispielsweise das Anbauen von Nahrungsmitteln, der Gang zum Brunnen aus dem Wasser geschöpft wurde oder andere Tätigkeiten. All das hatte einzig und alleine den Zweck der Daseinsvorsorge. Das heutige Verständnis des Begriffes geht jedoch nicht ganz so weit zurück sondern findet seinen Ursprung in der modernen Industriegesellschaft im 19. Jahrhundert. Dann nämlich begann das Eingliedern der Menschen in den gesellschaftlichen, arbeitsteiligen Prozess der Wertschöpfung, was zur Folge hatte, dass die Menschen sich nicht mehr ausreichend um ihre eigene Versorgung kümmern konnten. In diesem Zuge verlagerte sich also die Zuständigkeit aus dem privaten, familiären Bereich hinein in den öffentlichen Bereich. Die Menschen sind nicht mehr zum Brunnen gelaufen um Wasser zu schöpfen, sie haben kein Feuerholz gesammelt um für Wärme zu sorgen und auch war das anpflanzen von Lebensmitteln oder Beschaffen von Nahrungsmitteln nicht mehr notwendig um das Überleben zu sichern. Zumindest in Deutschland gab es eine klare Entscheidung: „dem Staat (im weitesten Sinne des Wortes) ist die Aufgabe und die Verantwortung zugefallen, alles das vorzukehren, was für die Daseinsermöglichung des modernen Menschen erforderlich ist“  („Die Daseinsvorsorge und die Kommunen“, 1958, S. 6).

Und heute?
Die Verantwortung ist übergegangen an unterschiedliche Aufgabenträger, welche oftmals Kommunen sind. Zentraler Gegenstand der Kommunen ist in Ihren Kernbereichen die Erbringung von Leistungen zur Daseinsvorsorge. Dazu gehören beispielsweise die Versorgung mit Energie oder Wasser, die Bereitstellung von Wohnräumen oder öffentlicher Verkehrsleistung. Aber auch Brand- und Katastrophenschutz, die Straßenreinigung oder die öffentliche Sicherheit im Allgemeinen. Die Erbringung von Gesundheitsleistungen aber auch die Entsorgung von Abwasser und Müll sowie die Verwertung von Reststoffen. Natürlich variiert der Anspruch an die Daseinsvorsorge in verschiedenen Ländern und muss immer in Abhängigkeit von den gesellschaftlichen Umständen und auch der technischen Entwicklung betrachtet und entschieden werden. Und dennoch ist Daseinsvorsorge bestmöglich niemals Gegenstand eines gewinnmaximierenden Ökonomisierungsmodells. So genießen die Kommunalen Unternehmen, die als Dienstleister und Versorger der Bürger agieren um die kommunale Infrastruktur als Grundlage des gesellschaftlichen Lebens und auch des Wohlstands ein hohes Vertrauen seitens der Bürger. So passt sich die kommunale Infrastruktur den Herausforderungen und Bedürfnissen an und sorgt für verlässliche, nachhaltige und bezahlbare Ver- und Entsorgung. Immer mit dem Ziel die Bedürfnisse der Menschen in den Kommunen und Regionen in den Vordergrund zu stellen und zu erfüllen und nicht die Gewinnmaximierung durch Privatunternehmen.

Der Erfolg gibt hier den kommunalen Unternehmen Recht, denn die hohe Qualität der Daseinsvorsorge in Deutschland ist zu einem europäischen Standard geworden. Und an dieser Stelle darf man eins nicht vergessen: Der Lebensstandard, der uns in Deutschland durch die Kommunen und kommunalen Unternehmen ermöglich wird ist keine Selbstverständlichkeit, was der Blick in andere Länder bestätigt.

Alles selbstverständlich?
Sei dankbar, das lernen schon die Kleinsten. Dankbar für ein eigenes Bett in einem warmen Zuhause. Dankbar für die Möglichkeit die Schule besuchen zu können. Dankbar, nicht im Krieg leben zu müssen. Wieso nicht also auch dankbar sein, sauberes Trinkwasser zu haben, nicht von Infektionskrankheiten auf Grund eines nicht ausreichenden Abwassersystem betroffen zu sein, dankbar das Essen auf einer Herdplatte in der wohlig warmen Küche zubereiten zu können und nicht auf einer Feuerstelle im Kalten. Dankbar die Weltsehen zu können und in fremde Länder reisen zu können. Dankbar nicht Kilometer zu Fuß zur Schule, zum Brunnen oder in den Wald laufen zu müssen.

Einfach mal dankbar sein, dafür, was die kommunalen Unternehmen in den letzten Jahren für uns geleistet haben und an 365 Tagen im Jahr leisten, damit all die heutigen Selbstverständlichkeiten in unserer Gesellschaft wie durch Zauberhand so mitlaufen, während wir uns auf unseren Job, unsere Familie und unsere Freizeitgestaltung konzentrieren können.

Bildnachweis:
Titelbild "Hände mit Wasser": SJ Travel Photo an Video/shutterstock.com

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