Nieder mit der Bückerei, es lebe das Hochbeet!
Seit einigen Jahren schon haben Beete, die sich deutlich übers Erdniveau erheben, Hochkonjunktur. Deshalb bietet heute das Internet sowie jeder Baumarkt eine Vielzahl von Fertigbausätzen aus verschiedenen Materialien in unterschiedlichsten Größen und Preisklassen an. Auch an anschaulichen Instruktionen zum Befüllen der aufgestellten Hochbeete mangelt es nicht. In diesem Erfahrungsbericht aus der Do-it-yourself-Praxis sollen daher etwas andere Schwerpunkte gesetzt werden.
Weil angesichts der gegenwärtigen Holzpreise - zumindest gegenüber den preisgünstigsten Bausätzen - rein preislich kaum Vorteile zu erzielen sind, jedenfalls sofern jedes Brett und jede Schraube eigens eingekauft werden müssen, soll es hier vor allem um sinnvolle Resteverwertung und Upcycling von Materialien gehen, die bei Heimwerkern eh schon mal anfallen oder die sich aus dem Sperrmüll „retten“ lassen. Die gezeigten Praxisbeispiel werden veranschaulichen, was gemeint ist.
Ein Hochbeet bauen ist kein Hexenwerk
Was den handwerklichen Schwierigkeitsgrad betrifft, so wird kaum mehr vorausgesetzt, als dass der Umgang mit einem Akkuschrauber geläufig ist und das Führen einer Stichsäge keine Bauchschmerzen verursacht. Entsprechend sollte solches Werkzeug vorhanden sein. Andere Sägetypen sind für die ein oder andere Zuschnittaufgabe vorteilhaft, aber nicht unbedingt zwingend notwendig.
Kräuterbeet auf Rädern
Starten möchte ich mit einem kleinen Hochbeet für die Terrasse, das sich je nach Bepflanzung oder Sonnenstand spielend leicht aus der Prallsonne rollen lässt: Denn was dem Thymian recht ist, bekommt der Petersilie schlecht.
Minze und Basilikum sprießen aus diesem mobilen Kräuterhochbeet. Der Deckel einer Weinkiste auf der Front ist selbstredend rein dekorativ als belebender Kontrast zum dunkel lasierten übrigen Holz aufgenagelt. Die Reste einer Zaunlasur ergeben den dunklen Ton und einen soliden Holzschutz.
Spartipp: Als Pflanzgefäß wird hier ein simpler Mörtelkasten verwendet. Die Standardgrößen von 65 oder 90 Litern gibt es zum Preis von etwa sieben Euro in jedem Baumarkt. Wer noch einen im Schuppen/Keller hat (vielleicht vom letzten Betonmischen für die Punktfundamente der Kinderschaukel) nimmt einfach den. Solch ein Mörtelkasten ist als Pflanzgefäß nicht nur sehr preisgünstig, sondern auch überaus robust.
Statt den Boden aufzubohren, damit Wasser ablaufen kann (um Staunässe zu vermeiden) , ist hier eine hohe Drainageschicht aus Blähtonkugeln (wie für Aquakulturen üblich) eingefüllt. Ein Wasserspeicher, der den Pflanzen hilft, sollte das Gießen einmal vergessen werden.
Der Mörtelkasten als unverwüstliches Pflanzgefäß für kleines Geld und dahinter das fahrbare Hochbeet, um ihn aufzunehmen. Achtung, ein mit Pflanzsubstrat befüllter 65-l-Kasten wie dieser erreicht in nassem Zustand ein Gewicht von fast anderthalb Zentnern!
Über die Griffmulden gemessen, misst der hier verwendete 65-l-Kasten 73 cm x 42 cm bei knapp 30 cm Tiefe. Um den Kasten einsetzen und herausnehmen zu können, sollte der Holzrahmen drumherum nicht zu stramm gesetzt werden: mindestens 74 cm x 43 cm. Dies ist hier so gemacht worden, weil 80er Bretter für die Front vorn ganz einfach noch vorhanden waren und eh der Weiterverarbeitung harrten.
Ebenso fanden sich noch zwei 200er-Dachlatten für die vier Beine, sodass sich eine bequeme Arbeitshöhe von einem Meter ergibt. Wer die Dachlatten einkauft, sollte kesseldruckimprägnierte (die grünen, lfm rund 1 € vs. 80 Ct/lfm) erwägen. Der höhere Wetterschutz rechtfertigt den etwas höheren Preis.
Solide Unterkonstruktion beim mobilen Hochbeet erlaubt schlanke Beine
Nasse Erde ist schwer, deshalb ist schon bei diesem relativ kleinen Beet eine grundsolide Unterkonstruktion aus Palettenteilen zum Einsatz gekommen.
Die Unterkonstruktion ist fast schon übertrieben stabil angelegt und kann noch einen Boden für eine „untere Etage“ als Ablage oder für ein „tiefer gelegtes Hochbeet“ (Blumenkasten) aufnehmen. Die für 1 m Höhe recht schlanken Dachlattenbeine sind gegen die Distanzklötze des Palettenelements geschraubt und stehen auf einem tragenden Basisbrett.
Paletten aus Vollholzbrettern und Distanzklötzen sind seit etwa 20 Jahren beliebte DIY-Bauteile geworden – und daher gar nicht mehr so einfach „abzustauben“. Eine Europalette (120 cm x 80 cm) kostet etwa 17 Euro! Wenn sich also die Chance ergibt, eine gratis zu ergattern, heißt es: zugreifen! Und: Es gibt ja nicht bloß Europaletten, kleinere Paletten werden eher schon mal hergeschenkt oder mit dem Sperrmüll entsorgt. Apropos Sperrmüll: Da steckt einiges drin, das es verdient, vor den Flammen der Müllverbrennung gerettet zu werden. Fast alles was aus Vollholz ist, taugt zum „Basteln“, das häufigste Material – Spanplatte furniert/beschichtet – ist allerdings für draußen eher unbrauchbar, weil es bei Nässe aufquillt und zerbröselt, noch bevor es fault.
Wenn Geld eine Rolle spielt
Woher ich die stabilen Möbelroller-Räder hatte, weiß ich gar nicht mehr. Spartipp: Ein bekannter Discounter (nein, nicht ALDI, der andere ;-) bietet immer mal wieder in seinem wechselnden kleinen DIY-Sortiment 4er-Packungen Lenkrollen (50 kg/St. Tragkraft, 2 Rollen mit Feststeller) zu einem konkurrenzlos kleinen Preis an. Der Einzelkauf im Baumarkt würde mit etwa 5 €/St. zu Buche schlagen! Selbst die etwas kleineren (35 Kilo Tragkraft reichen auch) kosten dort immerhin 2,20 €/St.
Blick ins Innere: Außer den beiden Querträgern vor Kopf sollte an den Längsseiten eine weitere Auflage (nicht im Bild) angebracht werden, damit sich der Boden für die Mörtelwanne unter deren Gewicht nicht durchbiegt.
Dass für den Boden hier neben einem soliden Vollholzbrett ein altes Regalbrett (Spanplatte Eiche hell) verwendet wurde, geht nur deshalb, weil die Terrasse überdacht ist und der Boden dadurch nicht nass wird. Anderenfalls müsste auch innen an Holzschutz gedacht werden. Vor Kopf sind einfache Sperrholzbretter einer Weinkiste als Verkleidung aufgenagelt, auch das geht nur, weil die Konstruktion nicht in der Bewitterung steht.
Resteverwertung nach Maß beim Bau des Hochbeets
Bei Modell Nr. 2 sollten zwei 97er-Standardblumenkästen auf ein angenehm bückfreies Niveau gehoben werden. Als Material wurde hier eine „Sperrmüllauslese“ gewählt und auch ein Stückchen der beliebten Europalette sowie Dachlattenbeine durften bei der Unterkonstruktion wieder mitspielen.
Anders als das 1. Modell steht diese Konstruktion in der Bewitterung. Hier sind daher nur Vollholzbretter beidseitig mit Zaunlasur geschützt verwendet worden.
In der Bewitterung verblichen aber unverkennbar: der Europaletten-Stempel auf dem Distanzstück, das hier als solider „Eckstein“ dient. Die silbernen Rollen wurden Sperrmüllsesseln entnommen. Da sie statt an Montageplatten auf Stiften sitzen, waren passende Löcher zu bohren (evtl. Dübel setzen).
Das Modell „Resteverwertung“ hat als Träger für die beiden 97 cm langen Standardblumenkästen eine Art „Lattenrost“ aus Verschnittresten von Dachlatten und Brettern (Schalbrett sägerau). Die Blumenkästen können mit Blähtondrainage als unterster Schicht versehen werden, aber auch solche mit Ablauflöchern sind hier möglich.
Dreistöckiges Hochbeet: die Kräuter-Etagere
Wer sowohl einen alten Mörtelkasten als auch Blumenkästen und -töpfe sein Eigen nennt und sie alle zusammen auf die Höhe der Zeit bringen möchte, findet gewisse am Modell „Etagere“ gefallen. Es steht voll in der Bewitterung. Deshalb ist hier Vollholz und Wetterschutzlasur verwendet worden. Weil als Baumaterial vorwiegend Terrassendielenverschnitt benutzt wurde, war beides bereits vorhanden – sehr praktisch, sehr nachhaltig.
Drei Etagen: unten ein 65-l-Mörtelkasten, in der 1. Etage Blumentöpfe und oben ein Blumenkasten. Das Parterrebeet ist perfekt für kleine Nachwuchsgärtnerinnen und -gärtner.
Die Rückansicht zeigt, wie die Dielenbretter verschraubt worden sind.
Vom „Bodendecker“ zum Hochbeet
Apropos Terrassendielen: Diese sind eo ipso aller bestens für Konstruktionen geeignet, die Wind und Wetter trotzen müssen. Denn dafür sind sie ja gedacht und in der Regel aus relativ wetterhartem Holz wie Douglasie, Lärche oder z. B. Bankirai (als Weiterverwertung lässt sich Tropenholz ja vielleicht rechtfertigen). Hier ein Beispiel für ein recht großes klassisches Hochbeet, das entstanden ist, weil eine alte Terrasse zurückgebaut wurde und die allermeisten Dielen noch gut waren. Innen ist das Hochbeet als Schutz gegen Nässe mit Teichfolie ausgeschlagen.
Wer alte Terrassendielen hat, kann etwa größer bauen, sodass auch eine Rankhilfe für Erbsen Platz findet.
Vom Dachschaden zum Hochbeet samt allen Latten am Zaun
Dem letzten Holz-Upcycling-Projekt, das ich hier kurz zeige, ging ein schwerer Dachschaden voraus, der so lange vernachlässigt wurde, bis er irreparabel war. Das betroffene Gartenhäuschen aus soliden Brettern, die im Blockhüttenstil miteinander verbunden waren, musste daher einem schicken Gewächshaus weichen. Beim Abbau des Gartenhäuschens erwiesen sich die meisten Wandbohlen als vom Nässeschaden kaum beansprucht und durchaus noch brauchbar. Also entstand daraus ein großes Hochbeet sowie ein Gartenzaun der jetzt einen vergammelten Vorgänger ersetzt.
Diese Hochbeet ist aus den noch brauchbaren Holzbauteilen eines Gartengeräteschuppens entstanden.
Auch für einen Zaun waren noch genug wiederverwertbare Wandbohlen übrig, deren Eckverbinderköpfe bewusst hochgehalten werden. Als Kontrast wurde bei einigen wenigen, die Kurvenschnittqualität der Stichsäge erprobt.
Trommeln für grünes Upcycling
Abschließend noch eine Idee für ein rundes Mini-Hochbeet, das statt aus Holz aus bestem, korrosionsbeständigem und dennoch kostenlosem Edelstahl ist:
Auch alte Waschmaschinen, die ihre Arbeit nicht mehr verrichten können, tragen noch ein edles „Herz“ in sich: eine Trommel aus bestem NiRoSta! Freunde der Wiederverwertung nutzen diese Waschtrommeln oft als Feuerkorb. Aber so geht’s auch: Hier ist die Trommel mit einem Schreibtischsesselfuß fest verschraubt und mit Pflanzsubstrat befüllt. Beste Voraussetzung für alle, die es blütenweiß mögen.