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Kompostieren im eigenen Garten: Abfall in wertvollen Humus verwandeln

Kompostieren im eigenen Garten:  Abfall in wertvollen Humus verwandeln

Aus Mist oder besser Abfall schwarzes Gold machen? Gar kein Problem, das ist ganz einfach, und zigtausend ehrenamtliche kleine Helferlein warten bereits begierig darauf, dabei maßgeblich mitwirken zu dürfen. Während Mikroorganismen, hungrige Asseln, Regenwürmer und Co. eifrig arbeiten, tun Sie als Kompostchef:in, was Ihnen Spaß macht, gewinnen besten Biodünger und sparen on Top die Müllgebühr für die Biotonne (je nach Gemeinde und Behältervolumen etwa 15 bis 100 Euro/a).

 

Dynamisches Duo aus Kiste und Schnellkomposter

Wer einen Garten bewirtschaftet, dem sei hiermit ein Komposthaufen oder besser noch das biodynamische Duo aus einer offenen Kompostkiste (z. B. simple Holzlattenbox) und einem Schnell- oder Thermokomposter warm ans Herz gelegt. Es ist ein sinnvoller Beitrag zu einem Stückchen ökologischer Kreislaufwirtschaft: Die Energie der in Garten und Küche anfallenden Biomasse wird in fruchtbaren Humus umgewandelt und kann dann in neues Pflanzenwachstum fließen.

Der eigene Aufwand, um diesen biologischen Kreislauf in Schwung zu bringen, ist gering und der Ertrag lohnend.

Bild: Biodynamisches Duo: links der Schnell- oder Thermokomposter, rechts daneben die offene Kompostkiste, frei zugänglich für Amsel und Co.

 

Einfache Komposter tun’s auch

Der Aufwand besteht zunächst darin, sich eine Kompostmiete zu beschaffen oder zu bauen. Jeder Baumarkt bietet einfache Bausätze sowohl für offene Kisten (ab ca. 30 Euro) oder Kompostkäfige aus Metallgittern (ab ca. 40 Euro) wie auch für geschlossene, aber luft- und wasserdurchlässige Schnellkomposter (ab ca. 40 Euro) aus (recyceltem) Kunststoff an. Preislich ist je nach Volumen und Materialgüte reichlich Luft nach oben. Besonders teure Kompostgeräte sind besonders vorteilhaft für Hersteller und Verkäufer.

Das Zusammensetzen der verschiedenen Kompostdepots ist bei allen Bautypen so einfach, dass es nicht einmal Heimwerkererfahrung dafür braucht. Wer über solche verfügt, kann sich sein Kompostbehältnis natürlich auch selbst bauen, z. B. aus alten Paletten oder Resten von Zaun- oder Terrassenbauprojekten. 

 

Bitte immer schön bodenständig

Bei Behältnissen der Marke Eigenbau sollte mensch lediglich daran denken, dass eine Seite/Wand der Miete leicht entfernt werden kann, um an der Kompostbasis den guten Humus auch ernten zu können. Ein Bodenrost (Kaninchendraht) kann das Einwandern von Wühlmäusen hemmen und wird deshalb gern empfohlen. Wichtiger für die Funktion ist aber, dass der Boden offen ist, damit Wasser natürlich abfließen und versickern kann. Denn ein Komposthaufen verträgt weder Staunässe noch Austrocknung. Kontakt zum Mutterboden ist zudem die offene „Tür“ für Regenwurm und Co. 

Dankbarer Abnehmer für die Humusernte (oder auch von Rohkompost als untere Schicht) ist solch ein Hochbeet

 

Doppelt kompostiert, doppelter Vorteil

Die Vorteile eine einfache Kompostkiste und einen Thermokomposter nebeneinander aufzustellen, sofern der Platz dies hergibt, bestehen zum einen darin, dass ein einfaches Umschichten dadurch möglich wird. Besonders wo größere Mengen Laub und/oder Rasenschnitt anfallen, können so Schichtungen, die verdichtend wirken könnten, prima aufgelockert werden. Aber auch beim Umsetzen (ein bis zwei Mal im Jahr) oder der Humusernte (Frühjahr) ist das doppelte Volumen hilfreich. 

Durch das Umsetzen des Komposts soll der Rohkompost „auch mal in die Mitte“, denn genau da läuft die sogenannte Rotte auf Hochbetrieb. Bei einem frisch aufgeschichteten Komposthaufen geht es dabei heiß her: Bis zu 70 Grad Celsius können erreicht werden. Nach dieser heißen Phase, für die Mikroorganismen verantwortlich sind, geht es mit der moderateren Kaltrotte weiter.

Nicht zuletzt ist ein offener Komposthaufen zugleich eine natürliche Ganzjahresfutterstelle für Gartenvögel wie z. B. die Würmer liebende Amsel oder das jagdfreudige, neugierige Rotkehlchen.

Bei diesem Thermokomposter ist die gesamte Vorderwand mühelos abnehmbar: Für die Komposternte oder beim Umsetzen eine große Erleichterung gegenüber Modellen, die nur eine Öffnung mit Klappe in der Wand haben. Außerdem lässt sich im Querschnitte gut erkennen, wie Rohkompost peu à peu (von oben nach unten) in Humus verwandelt wird.

 

Standort: schattig bis halbschattig. Mit dem richtigen Werkzeug, der Grabgabel, ist dem „Komposteur“ nix zu schwör: beim Umschichten oder der Humus-Ernte. 

 

Standort: ein schattiges Plätzchen

Zu den wenigen Fehlern, die mensch beim Anlegen des hauseigenen „Kompostierwerks“ machen kann, gehört die Wahl eines ungeeigneten Standorts. Etwas versteckt im Schatten oder Halbschatten ist gerade richtig, nicht so sehr, weil auch der schönste Komposthaufen nur von wenigen menschlichen Betrachtern als Augenweide empfunden wird, sondern weil Sonne Überhitzungs- und Austrocknungsgefahr bedeutet. 

Das besondere feuchtwarme Milieu des Komposthaufens entsteht durch den natürlichen Verrottungsprozess als quasi selbsterzeugtes sich perpetuierendes Mikroklima, in dem die artenreiche Lebensgemeinschaft wächst und gedeiht, um ihr zersetzend transformierendes Werk beständig fortsetzen zu können.

Sauerstoff und Feuchtigkeit sind unerlässliche Lebensbedingungen für Mikroorganismen wie auch die größeren Kleintiere von der Assel bis zum Wurm. Deshalb muss Luft an den Kompost kommen. Das rechte Maß an Feuchte herrscht, wenn es sich anfühlt wie ein ausgedrückter Schwamm.

Bei hartnäckiger Trockenheit ist es ratsam, zumal offene Behälter, mit Regenwasser etwas zu gießen. Das hält Regenwürmer und Mikroorganismen bei Laune.  

Da stinkt nichts zum Himmel

Ganz zu Unrecht fürchten viele Mitmenschen, dass von einem Komposthaufen üble Gerüche ausgingen. Ein Komposter ist aber kein Faulturm (Luft!) und solange kein Dung beigemischt wird ebenso wenig ein Misthaufen. Der natürliche Verrottungsprozess riecht eher schwach nach Humus – ähnlich wie Laubwaldboden. 

Immer gern genommen

Was für uns gesund ist, tut auch dem Kompost gut: pflanzliche Kost. Küchenabfälle wie Obst- und Gemüsereste, Kartoffelschalen sowie Tee/beutel sind ideal. Ebenso Kaffeeprütt (sofern dieser nicht direkt als Dünger verwendet wird) samt Filtertüte. 

Eierschalen sind prima Kalkdünger, aber sie bleiben im Kompost lange sichtbar, zerkleinern ist daher eine gute Idee, wenn der reife Kompost z. B. zum Auffüllen eines Hochbeets verwendet werden soll. Wird der geerntete Humus ohnehin durchgesiebt, erledigt sich das „Problem“.

Klassische Gartenabfälle wie welke Pflanzenteile und Herbstlaub sind auf dem Kompost bestens aufgehoben. 

Ein Thermokomposter sperrt sein hungriges Maul auf: Gesunde Rohkost sind u. a. Küchenabfälle wie Gemüsereste oder Kaffeesatz. 

 

„Mecki“ ist ein absoluter Kompostfan: Da gibt’s immer leckere Schnecken, Regenwürmer und Gliederfüßler. 

 

Äste und Gezweig? K/ein Häckselwerk!

Wenn beim Gehölzschnitt Äste und Zweige anfallen, ist auch das potenziell sehr guter Kompost. Simple Faustregel: Je dicker der Zweig – desto länger die Verrottungszeit. Wer regelmäßig Humus ernten möchte, sollte seinen Gehölzschnitt in einen Häcksler stecken, Häckselschnitt wird von den zahllosen unentgeltlichen Mitarbeiter:innen im Kompost hervorragend fix verarbeitet. 

Reisig bildet bei der Neuanlage eines Komposthaufens die Grundlage und kann bei größeren Mengen Herbstlaubs als Zwischenschicht dienen.

Wo der Platz es gestattet, sollte ein Teil des Gehölzschnitts für einen Reisighaufen genutzt werden. Dieser kann dann einerseits Schnecken vertilgenden Stachelrittern als Igelburg dienen und andererseits dem kleinen Zaunkönig als „Jagdschloss“ und Fluchtburg zugleich.

Problem(ab)fälle bitte in Maßen 

Schalen von Zitrusfrüchten: wenn überhaupt, nur ungespritzte Bioqualität kompostieren, aber auch Bioschale verrotten nur sehr langsam. Nicht ganz so lange dauert es bei Bananenschalen, aber auch sie brauchen recht lange. Kleine Mengen sind ein gangbarer Kompromiss für die Schalen der Südfrüchte.

Auch Papiertaschentücher, Haare und die Asche von Kaminholz können in Maßen kompostiert werden.

Größere Pflanzenteile, zumal mit Wurzelresten, nutzen die Energie, die auch schon oben im Rohkompost steckt, zu neuem Wachstum und können einen Komposthaufen in ein ungewolltes Hochbeet verwandeln. Im Thermokomposter kann gejätetes „Unkraut“ „sicherer“ verwertet werden.

 

Wir müssen draußen bleiben!

Speisereste und altbackene Brötchen ziehen Wanderratten unwiderstehlich an und setzen stinkende Fäulnisprozesse in Gang. Von Schädlingen oder Krankheiten befallene Pflanzenteile entsorgen Sie besser im Restmüll (Graue Tonne). Was auch nicht geht: Katzenstreu u. a. mineralische Abfälle, Leder und Brikettasche.

 

Rasenschnitt als Kompost? Die Mischung macht’s!

Als wertvolle Biomasse ist auch Rasenschnitt durchaus willkommen. Hierbei gilt es, auf gute Sauerstoffzufuhr zu achten, damit aus der Kompostmiete kein Gärbottich wird. Daher den Rasenschnitt dünn im Wechsel mit auflockerndem Material wie z. B. Reisig in den Komposter schichten.

 

Als Mulchschicht liegen lassen

Am bequemsten ist es, den Rasenschnitt einfach als Mulchschicht liegen zu lassen. Er fungiert dann als natürlicher Stickstoff-Dünger und ist das perfekte Futter für Regenwürmer. Das Mulchen mit Rasenschnitt funktioniert bei Bodentemperaturen ab etwa 10 Grad Celsius.

Es ist auch immer eine Überlegung wert, wie viel Schnittrasen im Garten es überhaupt sein muss. Der ist nämlich nicht ganz so “grün”, wie er aussieht. Zumal wenn er wöchentlich mit Hilfe von Strom oder gar Benzin gemäht wird. Kommt dann noch eine künstliche Beregnung mit Trinkwasser hinzu, verdüstert sich die Umweltbilanz der beliebten Grünfläche beträchtlich. Vertrockneter Rasen regeneriert sich übrigens verblüffend gut. 

 

Wo Schnecken sich verstecken

Über Kompost reden, heißt über Schnecken sprechen: Denn ein Komposthaufen ist ein Paradies für Schnecken! Für alle bei uns gängigen Arten als Versteck, wo es behaglich feucht und dunkel ist sowie für die meisten Arten zugleich als Schlaraffenland, wo es haufenweise totes Pflanzenmaterial wegzuraspeln gibt.

Den Komposter gleich nebens Hochbeet für den Salat zu stellen, ist daher wenig ratsam. Die Schnecken am Kompost einfach zu „entnehmen“, ist dagegen durchaus wirkungsvoll. Es ist dabei aber nicht nötig, gleich jede Schnecke zur Schnecke zu machen. Faustregel: Gehäuseschnecken sind halb so schlimm oder sogar nützlich. Sie fressen vorwiegend welkes Zeug und die hübschen Bänderschnecken machen sich auch schonmal über die Eier der gefürchteten Nacktschnecken her. 

Stecken gern unter einem Deckel (wo es feucht und dunkel ist): des Gärtners Schrecken, große
Rote Wegeschnecken. Sie können vom Kompostdeckel abgesammelt und entsorgt werden.

Der Tigerschnegel: schicker Leopardenlook vorn, flotte Rallyestreifen hinten, verdrängt durch sein Territorialverhalten wohl die ein oder andere „böse“ Nacktschnecke, macht seinen gefürchteten Verwandten aber nicht wirklich den Garaus

Exkurs: Mythos Tigerschnegel

Auch in der Familie der Nacktschnecken gibt es nicht allein Gärtners Alptraum, die grausliche Wegeschnecke mit dem Mordsappetit auf fast alles was frisch und grün ist, sondern ebenso einen Hoffnungsträger, den sagenhaften Limax maximus!

Auch er lässt sich im Kompost schon mal sehen, was gar nicht sooo einfach ist, denn er ist nachtaktiv. Letzteres führt dazu, dass manche seiner Lebensgewohnheiten im Dunkeln liegen und Raum für interessante Behauptungen lassen. So rühmen ihm Gartenfreunde – vor allem aber Schnegelzüchter – die Jagd auf andere Nacktschnecken und deren Gelege nach. Den angeblichen Biotiger gegen Nacktschneckenplagen können Sie inzwischen bei mehreren Anbietern im Web für gutes Geld kaufen. 

Malakologen (also Weichtierforscher) sehen den Tigerschnegel-Boom eher skeptisch. Die große Schnecke (15–20 cm) mit dem angesagten Raubtier-Designmuster zeigt zumindest unter Laborbedingungen keinerlei Appetit auf Schneckeneier und verspeist allenfalls nach strenger Diät ausnahmsweise einmal eine kleinere Nacktschnecke. Totes Pflanzenmaterial und Pilze und sind seine klar bevorzugte „Jagdbeute“. Mit der Vermehrungsrate seiner verfressenen Verwandtschaft kann er nicht mithalten. 

Über Tigerschnegel im Garten kann sich die Gärtner:in insofern freuen als er durch sein Territorialverhalten andere Schnecken verdrängt. Schnecken mit Flecken zum Erschrecken gibt es aber leider auch. Die nur 4 cm große Ackernetzschnecke ähnelt juvenilen Tigerschnegeln und vertilgt wie die Wegeschnecken alles, was der Gärtner:in lieb und teuer ist.

Die Eier des Tigerschnegels unterscheiden sich übrigens von denen anderer Arten dadurch, dass sie transparent statt weiß sind.

 

Also: Legen Sie einen Kompost an und dann lassen Sie einfach mal andere für sich arbeiten. 

Viel Erfolg mit Ihrer Schatzkiste für schwarzes Gold!

Johannes Kelschebach

meist in Oldenburg und viel unterwegs...
Dürfen wir Sie fragen wie eigentlich alles begann?: Ja, dürfen Sie - studiert habe ich Neu,- und Altgermanistik und Philosophie. Danach war ich viele Jahre als Werbetexter und Kreativdirektor für Agenturen tätig.
Und heute?: Seit 2006 arbeite ich als freiberuflicher Kommunikationsberater.
In Ihrer Freizeit erleben Sie auch viel, oder?: Nun, ich bin oft unterwegs. Vor allem in der Natur. Wie sagt man so schön, als Naturgucker und Vogelbeobachter.
Bildnachweis/Portrait: Privat

Johannes Kelschebach

meist in Oldenburg und viel unterwegs...
Dürfen wir Sie fragen wie eigentlich alles begann?: Ja, dürfen Sie - studiert habe ich Neu,- und Altgermanistik und Philosophie. Danach war ich viele Jahre als Werbetexter und Kreativdirektor für Agenturen tätig.
Und heute?: Seit 2006 arbeite ich als freiberuflicher Kommunikationsberater.
In Ihrer Freizeit erleben Sie auch viel, oder?: Nun, ich bin oft unterwegs. Vor allem in der Natur. Wie sagt man so schön, als Naturgucker und Vogelbeobachter.
Bildnachweis/Portrait: Privat
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