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OOWV Wasserschutztag - Wasserrückhaltung in der Landwirtschaft

OOWV Wasserschutztag - Wasserrückhaltung in der Landwirtschaft

Unter der Überschrift „Wasserrückhaltung in der Landschaft“ stand der diesjährige Wasserschutztag des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV) auf dem Biohof Bakenhus in Großenkneten. Jahrhundertelang galt die Devise, dass Wasser abgeleitet werden müsse. 


Warum nun ein Umdenken notwendig ist, zeigt der Blick in den eigenen Garten oder die nahe Parkanlage: In den vergangenen Wochen hat es im Nordwesten Deutschlands wenig geregnet. Damit ähneln der Mai und der bisherige Juni denen der letzten Jahre und bestätigen den Trend: Die Niederschlagsverteilung hat sich geändert. Im Sommer fällt erst wochenlang gar kein Regen, dann ist es wieder plötzlich viel zu viel auf einmal. Damit steht die Wasserwirtschaft vor vergleichbaren Herausforderungen wie die Energiewirtschaft bei der Erzeugung der erneuerbaren Energien: Weht kein Wind und scheint die Sonne nicht, wird zu wenig Strom produziert. An windigen, sonnigen Tagen wiederum wird so viel Strom angeboten, dass Windenergieanlagen abgeschaltet werden. Was uns fehlt, sind Speicher, um an ergiebigen Tagen zu sammeln und an knappen Tagen abzugeben. Dass das für Energie gilt, wissen schon viele. Doch es gilt auch für Wasser. „Wir benötigen ein integrales Wasserressourcenmanagement, um Wasser in der Landschaft zu halten“, ist sich OOWV-Geschäftsführer Karsten Specht sicher. „Über Jahrhunderte galt es, Wasser abzuleiten. Diese Zeiten sind vorbei. Wir stehen vor großen Herausforderungen und müssen bei diesem Thema dringend raus aus unserer Komfortzone.“ 

Ein aktuelles Projekt, um Wasser in der Fläche zu halten, stellte Martin Windhaus, Geschäftsführer des Wasser- und Bodenverband Friesoyther Wasseracht, vor. Zusammen mit Partnern, darunter der OOWV, startete das „Nachhaltige Wasserressourcenmanagement für Pehmertange“ (NaWaPeh) im Landkreis Cloppenburg. Ökologisch begleitet kann hierbei über ein kleines, steuerbares Stauwehr in einem Graben zwischen landwirtschaftlichen Flächen Wasser dann, wenn es notwendig ist, in der Fläche gehalten und der Beregnungsbedarf somit gesenkt werden. „Wir haben bereits seit 2014 dafür geworben, doch erst mit dem Trockensommer 2018 wurde das Projekt auch für die Politik interessant. Wir sind froh, dass wir nun eine Förderung bekommen haben und dass das Wehr seinen Dienst tut. Heute wissen wir, dass es funktioniert. Das Stauwehr hat einen Einwirkbereich von mehr als 50 Hektar.“ 

Auf die veränderte Niederschlagsverteilung wies auch Dr. Sebastian Zeman-Kuhnert vom Wasserverbandstag hin. Zudem zeigte er die Komplexität des Themas auf und wie sich bereits kleine und eher unbemerkte Phänomene auf den Wasserhaushalt auswirken: „Durch den Wechsel von Trockenheit und heftigen Niederschlägen haben sich Gräben, die für Drainage von Feldern angelegt wurden, durch Erosion vertieft. Daher fließt mittlerweile mehr Wasser ab, als eigentlich gewünscht. Das ist ein schleichender Prozess.“ Gesellschaftlich herausfordernd ist auch, dass die meisten unserer Bauwerke Wasserableitung ausgelegt sind. Das beginnt bei der Kanalisation, setzt sich über Drainageanlagen fort und umfasst auch Versiegelung auf privaten Grundstücken. 

Interessante Einblicke lieferte Rinke van Veen aus der niederländischen Provinz Drenthe. Auch hier steigt die Notwendigkeit, Wasser zurückzuhalten. Für die Niederlande ein Spagat, schließlich ist die Ableitung und Abhaltung von Wasser für ein Land, dass große Teile seiner Fläche der Nordsee abgetrotzt hat, eigentlich Staatsräson. „Der entscheidende Faktor ist, wie viel Grundwasser zur Verfügung steht. Damit wir es durch Wasserrückhaltung anreichern können, ist es wichtig, die Böden zu kennen und die Situation lokal zu betrachten.“ 

Den Einfluss des Klimawandels und die heftigen Einschnitte durch die Dürresommer seit spätestens 2018 erläuterte Mathias Paech vom Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen e. V. anhand der Auswirkungen im Landkreis Wesermarsch. Ein Projekt, ein standortangepasstes, integriertes Wassermanagement am Beispiel der Grünlandregionen im Nordwesten Niedersachsens, soll Praktiken für die Herausforderungen erarbeiten: „Wir wollen die notwendigen Wissengrundlagen erarbeiten und Ansätze erproben. Das System ist komplex, die Herausforderungen sind es auch. Daher wollen wir die richtigen Akteure zusammenbringen und ein Transformationsnetzwerk schaffen.“ 

In der anschließenden Diskussion zeigten sich die Teilnehmer zuversichtlich, dass die Wichtigkeit des Themas „Wasserrückhaltung in der Landschaft“ endlich auf der Agenda der politischen Vertreterinnen und Vertreter angekommen ist. „Das Handlungsbedarf ist groß“, fasst Moderatorin Dr. Tanja Busse prägnant zusammen. Nikolaus Jansen vom Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems stimmte zu und ergänzte: „Und dabei haben wir noch gar nicht über die Wasserbedarfe für die Wasserstoffproduktion gesprochen.“ Für diese sollte wenn möglich nach Meinung der Diskutierenden kein Grundwasser verwendet werden. 

Für Karsten Specht führt kein Weg darum herum: „Unsere gesellschaftliche Verantwortung ist es, ein integrales Wassermanagement aufzubauen.“  

 

Quelle: Pressemitteilung des OOWV vom 07.06.2023
Bildnachweis: AdobeStock

OOWV Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband

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Notfall: 04401 6006

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