Selbstgemacht: Futterspender für Gefiederte
Gartenvögel zu füttern, bietet die Chance, zumindest einige kulturfolgende Arten unserer Städte näher kennen zu lernen. Hier sollen zwei Futterspendertypen vorgestellt werden, die einfach selbst zu bauen sind. Gegenüber dem klassischen Futterhäuschen bieten sie den Vorteil, dass die Vögel nicht im Futter herumlaufen und es mit ihrem Kot verunreinigen.
Upcycling: von der Ketchupflasche zum Kerne-Container
Der erste Vorschlag macht aus Plastikmüll einen Futterspender für Sonnenblumenkerne, die von Finken, aber auch Meisen sehr gern genommen werden. Hier die Bauzutaten:
Statt der Ketchupflasche kann selbstverständlich auch eine andere leere und gründlich gespülte Kunststoffflasche verwendet werden. Ebenso kann der Deckel der Fetaverpackung durch eine andere Abdeckung ersetzt werden. Auch die Metallstange mit den Weinkorken lässt sich durch einen Holzstab als Sitzstange ersetzen.
Das Loch im „Dach“ für den Flaschenhals und die beiden Schlitze in der Flasche wurden mit einem Teppichmesser geschnitten. Für die Aufhängung am Schraubverschluss der Flasche ist ein Ringösenhaken in einen Dübel geschraubt, den eine Unterlegscheibe gegen den Deckel sichert. Die Löcher für die Sitzstange können mit einem passenden Schneckenbohrer oder vorsichtig per Akkuschrauber mit einem kleinen Metallbohrer gebohrt werden.
Der fertige „Container“ für Sonnenblumenkerne. Das Dach am Flaschenhals ist wichtig, weil sonst an der Flasche ablaufendes Wasser durch die beiden Futterschlitze an den Seiten ins Innere dringen würde und die Kerne faulen/verschimmeln ließe.
Nicht bloß für Buntspechte: der „Spechtknecht“
Der zweite Vorschlag setzt auf einen naturnahen Werkstoff, nämlich im Wesentlichen auf einen unbehandelten Holzklotz, z. B. einen Kaminholzscheit oder ein Stück Kantholz. Hier die Zutaten:
Statt der Borke kann auch ein Stück Schieferplatte verwendet werden
Mit dem Forsterbohrer wird das Holzstück aufgebohrt, sodass Depots für eine Fettfuttermischung entstehen. Für letztere kann Rindertalg (Metzger) oder reines Pflanzenfett verwendet werden. Die Depots werden z. B. mit Erdnuss(bruch), Haferflocken, Rosinen (unbehandelt) und evtl. Mehlwürmern gefüllt. Getrocknete Mehlwürmer gibt es in Zoogeschäften und Tiernahrungsmärkten (Fressnapf).
Dieser Buntspecht kann auf die beiden als Sitzhilfe angebrachten Hölzchen mühelos verzichten. Sein rotes Käppchen kennzeichnet ihn als Männchen. In der Futtermischung sind hier auch Sonnenblumenkerne zu erkennen. Erdnüsse und Rosinen sind bereits herausgepickt.
Diese Blaumeise dagegen findet das Sitzhölzchen sehr komfortabel.
Dem Weibchen des Buntspechts fehlt das rote Hinterhauptskäppchen. Hier sind getrocknete Mehlwürmer und Erdnussbruch im Futtermix zu erkennen.
Grundlegendes zum Füttern von Gartenvögeln
Wer sich entschließt, Gartenvögel zu füttern – ggf. auch ganzjährig wie in Großbritannien und den USA üblich – dem sei das Büchlein von Prof. Peter Berthold, langjähriger Leiter der Vogelwarte Radolfzell und Gabriele Mohr ans Herz gelegt: Vögel füttern, aber richtig.
Darin plädieren die Ornithologen dafür, unsere Gartenvögel ganzjährig zu füttern und beschäftigen sich mit den dagegen vorgebrachten Einwänden. 2006 löste Berthold in Deutschland damit heftige Kontroversen aus. Heute folgen auch andere namhafte Ornithologen wie Cord Riechelmann, Josef H. Reichholf oder Einhard Bezzel seiner Argumentation (vgl. z. B. Einhard Bezzel, 55 Irrtümer über Vögel, Wiebelsheim 2019, S.25 ff).
Ein einfaches Grundrezept für das Füttern von Vögeln aus dem Büchlein von Berthold/Mohr: Haferflocken und ein paar Tropfen Sonnenblumenöl. In ein geeignetes Schälchen gegeben, eignet sich diese simple Mischung fürs klassische Futterhäuschen. Wer ganzjährig füttert, wird auch den günstigen Preis zu schätzen wissen: Haferflocken gibt’s ab 59 Cent/Pfund.
Bei diesem (unbehandelten!) Kantholz ist der Durchmesser für die Fettfutter-Depots so gewählt, dass auch fertige „Meisenknödel“ hineinpassen. Was diese Sumpfmeise sehr zu schätzen weiß. Ein Nachteil der industriell gefertigten Meisenknödel können die grünen Plastiknetze sein: Die Netze werden gern von Eichhörnchen aufgerissen und landen als Plastikmüll sonstwo.
Die Fettfuttermischungen der häufig angebotenen „Meisenknödel“ sind durchaus begehrt: so auch bei diesem typischen Wintergast, einem männlichen Erlenzeisig. Die Netze mehren allerdings den Plastikmüllberg.
Fettfuttermischungen sind nicht nur für Buntspecht & Co. unwiderstehlich: Wer Gartenvögel füttert muss mit haarigen Mitessern rechnen. Nicht alle sind so possierlich wie dieses akrobatische Eichhörnchen. Fällt regelmäßig Futter zu Boden, können auch Mäuse und Ratten angefüttert werden.
Nicht allein Spechte und Meisen werden vom „Spechtknecht“ angezogen, sondern auch die „Spechtmeise“, wie unser Kleiber im Volksmund auch heißt.
Wer sich entschließt, über den Winter hinaus zu füttern, wird feststellen, dass im Frühjahr die Nachfrage nach vom Menschen angebotener Zusatzkost noch zunimmt: Nicht bloß, weil Kostgänger, die nach Süden abgezogen waren, zurückgekommen sind, sondern weil während der Brutzeit der Energiebedarf der eierlegenden und fütternden Altvögel groß ist. Für Fett als Flugbenzin wird dieser Star schon mal zum Kolibri.
Auch dieser fesche Amselhahn ist dem fetten Mehlwurmschmaus sehr zugetan.
In der mageren kalten Jahreszeit ist selbst Rotkehlchen „Robin“ für fette Kost bereit.
Keine Lust, einen „Spechtknecht“ zu basteln? Nun, auch eine ausrangierte Tasse, am Henkel aufgehängt und mit Sitzzweig ausgestattet, kann als Fettfutterdepot dienen: Sie haben dann zwar nicht mehr alle Tassen im Schrank, aber eine gute Chance auf eine solche Vollmeise (Parus major).
Fazit: Der Spechtknecht dient nicht allein dem Specht mehr recht als schlecht.