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Starkregen kein Segen

Starkregen kein Segen

Alle 20 bis 30 Jahre erwarteten die Meteorologen und Tiefbau-Ingenieure des vorigen Jahrhunderts extremen Starkregen, entsprechend dimensionierte man die Kanalisation unserer Städte auf ein seinerzeit technisch und wirtschaftlich vernünftiges Normalmaß. Heute führt der Klimawandel immer häufiger zu Wetterextremen, mit denen buchstäblich niemand gerechnet hatte.

In jedem Frühjahr wie auch im Sommer müssen wir mit Regenausbrüchen rechnen, die so heftig sind, dass unsere Kanalisation überläuft, belastetes Wasser ungeklärt in unsere Gewässer fließt und Straßen, Keller oder Parterrewohnungen überschwemmt werden. Als Starkregen gilt eine Niederschlagsmenge von 30 Litern pro Quadratmeter binnen einer Stunde. Zunehmend erleben wir aber auch Unwetterzellen, die sich sintflutartig mit über 40 Litern oder sogar über 100 Litern (z. B. Münster 2014) pro Quadratmeter entladen. Nirgends sind die Kanalnetze solchen Güssen gewachsen. Unsere städtische Kanalisation (ausgelegt für etwa 20-30 l/m2 in einer Stunde) müsste komplett erneuert werden*; das ist vielerorts undurchführbar und mit einer „normalen“ Abwassergebühr nicht finanzierbar. Was also tun?

*Das Abwasserkanalnetz des OOWV beispielsweise ist 4.600 Kilometer lang. In Neubaugebieten werden moderne Entwässerungskonzepte auch mit Regenwasserrückhaltung umgesetzt.


3 Wege für Regenwasser

Es ist die ungute Kombination von versiegelten Flächen und Starkregen die in Siedlungsgebieten die Entwässerung „entgleisen“ lässt. Urbanes Regenwassermanagement muss den Niederschlägen die drei natürlichen Wege offen halten: verdunsten, versickern und abfließen. Letzteres eben nicht allein durch die Kanalisation! Insbesondere Flachdächer eignen sich für eine Begrünung, die (als Teilkompensierung für die versiegelte Fläche) Regen wie ein Schwamm aufnehmen und verdunsten kann. Die Verdunstungskälte kühlt im Sommer zugleich unsere überhitzten Städte. Wo immer es möglich ist, gilt es Flächenversiegelung zu vermeiden oder zurückzubauen. Schon die Fugennetze durchlässiger Pflasterbeläge oder Rasengittersteine sind besser als eine Vollversiegelung und entlasten die Kanalisation. Versickerungsanlagen wie Rigolen-Systeme bilden Pufferspeicher, die Regenwasser aufnehmen und gedrosselt dem Untergrund zuleiten können. Wassergräben offen halten, gibt abfließendem Wasser Raum

Rückstausicherung: So bleibt der Keller trocken

Ein Unwetter mit Starkregen kann prinzipiell jede/n treffen: Was kann der private Hauseigentümer, damit sein Keller verschont bleibt? Häufig dringt das Wasser nicht direkt als Oberflächenwasser in den Keller ein, sondern bei Überstauungen im Kanalnetz durch einen Bodenablauf. Genau dagegen hilft der Einbau einer Rückstausicherung. Rückstauklappen machen den Abwasserabfluss im Keller zur Einbahnstraße: Das Wasser kann Richtung Kanalisation aus dem Haus hinaus, aber nicht umgekehrt ins Haus hereindrücken. Letzteres geschieht nach dem Gesetz der kommunizierenden Röhren immer dann, wenn im Schmutzwasserkanal die Rückstauebene über das Niveau von etwaigen Abflüssen im Keller steigt. Solche Abflüsse sind in fast jedem Keller vorhanden, etwa für eine Waschmaschine, ein Waschbecken etc. Die maximale Höhe der Rückstauebene entspricht zumeist der Straßenoberkante, der Gullydeckel zeigt es an.

Klappe zu, Wasser außen vor!

Noch mehr Sicherheit bietet eine Hebeanlage mit Pumpe. Sie ist allerdings, zumal bei nachträglicher Installation, sehr viel teurer. Beide Sicherungstypen, Rückstauklappeneinbau wie Hebeanlage, sollten jährlich gewartet und auf Funktionstüchtigkeit geprüft werden. Für den sachkundigen Einbau ist das SHK-Fachhandwerk zuständig. Der Aufwand hängt sehr stark von der jeweiligen Bausituation ab. Er ist umso geringer, je einfacher die Abwasserleitung des Kellers zugänglich ist, denn in diese muss das Element mit den Rückstauklappen eingefügt werden.

Hier können Sie sich den Infoflyer des OOWV „Schutz gegen Starkregen“ herunterladen: https://www.oowv.de/fileadmin/user_upload/2011/downloads/Flyer_Starkregen_200205.pdf
Weitere Infos zum Thema Starkregen gibt die Seite: www.oowv.de/wissen/abwasser/starkregen/
Dort gibt es auch eine Starkregengefahrenkarte für das Stadtgebiet Oldenburg.

 

Wasserschäden versichern

Den Schadenfall vermeiden ist der Königsweg, wenn dies misslingt, sorgt eine „Elementarversicherung“ dafür, dass neben dem Keller nicht auch der Haushaltsvorstand klamm wird. Diese Versicherung ist keine eigene Police, sondern sie muss als Zusatzbaustein zu einer Wohngebäude- oder Hausratversicherung abgeschlossen werden, ansonsten geht der Versicherte bei dem häufigen Schadenfall „Keller voll Abwasser“ oder auch Überschwemmung leer aus. Während Blitzschlag, Sturm- und Hagelschäden durch Gebäudeversicherungen gedeckt sind, gilt dies für Hochwasser-, Starkregen- und Rückstauschäden eben nicht.

Zonierungs­system für Über­schwemmung, Rück­stau und Stark­­regen (ZÜRS)

Versicherungen glauben nicht an Schicksal, sondern an Versicherungsmathematik (Stochastik und Statistik). So ist das ganze Land in vier Gefährdungsklassen eingeteilt: Gefährdungsklasse 1 bedeutet, dass Überschwemmungen oder Hochwasser selten bis nie vorkommen, in der höchsten Gefährdungsklasse 4 sind alle 10 Jahre oder häufiger Überschwemmung oder Hochwasser wahrscheinlich. Derzeit liegen 58.000 Adressen in dieser Hochrisikozone, die meisten in Bayern, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Niedersachsen. Allerdings ereignen sich z. B. bei der „HUK-COBURG“ 80 % der Elementarschäden in Zone 1. Der Grund: Starkregen fällt überall!
Eine adressgenaue Übersichtskarte, wie hochwassergefährdet ein Haus ist, gibt es hier.

Bildnachweis: Titelbild: AdobeStock /
Romolo Tavani

Johannes Kelschebach

meist in Oldenburg und viel unterwegs...
Dürfen wir Sie fragen wie eigentlich alles begann?: Ja, dürfen Sie - studiert habe ich Neu,- und Altgermanistik und Philosophie. Danach war ich viele Jahre als Werbetexter und Kreativdirektor für Agenturen tätig.
Und heute?: Seit 2006 arbeite ich als freiberuflicher Kommunikationsberater.
In Ihrer Freizeit erleben Sie auch viel, oder?: Nun, ich bin oft unterwegs. Vor allem in der Natur. Wie sagt man so schön, als Naturgucker und Vogelbeobachter.
Bildnachweis/Portrait: Privat

Johannes Kelschebach

meist in Oldenburg und viel unterwegs...
Dürfen wir Sie fragen wie eigentlich alles begann?: Ja, dürfen Sie - studiert habe ich Neu,- und Altgermanistik und Philosophie. Danach war ich viele Jahre als Werbetexter und Kreativdirektor für Agenturen tätig.
Und heute?: Seit 2006 arbeite ich als freiberuflicher Kommunikationsberater.
In Ihrer Freizeit erleben Sie auch viel, oder?: Nun, ich bin oft unterwegs. Vor allem in der Natur. Wie sagt man so schön, als Naturgucker und Vogelbeobachter.
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