Zurück ins Glück: Warum ich in die Heimat zurückkehrte
Fast 20 Jahre ist er her: Der Tag, an dem wir uns entschieden, unsere Heimat, unser Zuhause zu verlassen. Es war der Beginn eines neuen Jahres – und die Entscheidung für ein neues, aufregendes Leben an einem anderen Ort. Raus aus dem behüteten Dorf, rein in die pulsierende Großstadt. Es gab eine berufliche Chance, die ich einfach ergreifen musste: ein Volontariat bei einem großen privaten Radiosender in Hamburg. Und so kehrten wir unserer Heimat in dem besagten Sommer vorerst für zwei Jahre gemeinsam den Rücken – mit dem Wissen, an den Wochenenden hin und wieder zurückkehren, durchatmen und die Ruhe genießen zu können.
Vom Dorf in die Großstadt
Was für eine Umstellung: Vom großen behüteten Einfamilienhaus im Dorf zogen wir in eine kleine Wohnung im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses. Die größte Herausforderung für uns war die Lautstärke. Wir waren Ruhe gewohnt, zuhause auf dem Dorf gab es Vogelgezwitscher und das Rascheln der Blätter im Wind auf die Ohren, manchmal das Quaken der Frösche aus dem Nachbarteich. Nun begleiteten uns in den neuen vier Wänden fast täglich Sirenengeheul von Polizei- und Krankenwagen und das typische, permanente Verkehrsrauschen der Stadt. Und nicht zu vergessen: das wiederkehrende laute Rummsen, dass die Kinder in der Wohnung unter uns beim Ballspielen an der Wand verursachten. Hin und wieder lautstarke Streitgespräche der Nachbarn oder zu Nacht schlafender Zeit dumpfe Bässe aus den Boxen der Wohnung über uns. Wir waren genervt, denn wir waren verwöhnt. Verwöhnt von der Entschleunigung und der Ruhe auf dem Land.
Eine tolle Erfahrung, aber das Herz zog uns zurück
Zwei Jahre sind eine lange Zeit – und wenn man sich jedes zweite Wochenende einfach nur auf das morgendliche Vogelgezwitscher vor dem heimatlichen Fenster freut, kommt sie einem noch viel länger vor. Es war dennoch eine fantastische Erfahrung, denn die Großstadt hatte allein kulturell und kulinarisch natürlich einiges mehr zu bieten als unser dagegen recht langweiliges, eintöniges Dorf. Auch die Vielfalt an Einkaufsmöglichkeiten und Sportangeboten war überragend. Nach einigen Kilometern konnten wir mit dem Fahrrad im Grünen sein oder am Wasser. Und Dank der zahlreichen Straßen- und U-Bahnen lernten wir viele neue, spannende Ecken kennen. Hamburg war zu unserer zweiten Heimat geworden. Aber eben nur zu unserer zweiten. Etwas fehlte. Wir waren zwar physisch dort, aber das Gefühl zog uns zurück. Das Herz war in unserer ersten Heimat geblieben: auf dem Dorf. Deshalb entschieden wir uns, nach Ablauf der zwei Jahre zurückzukehren.
Das pulsierenden Treiben in der Großstadt Hamburg war ein ziemliches Kontrastprogramm zum Vogelgezwitscher vor dem heimatlichen Fenster.
Dabei spielte auch die Familienplanung eine große Rolle. Denn wollten wir unsere Kinder mitten in der lauten und manchmal beängstigenden Großstadt aufwachsen sehen? Oder am Rand von Hamburg und dafür jeden Tag Pendelei mit U- und S-Bahnen in Kauf nehmen? Und dazu noch über 250 Kilometer entfernt von den Großeltern, den potenziellen Babysittern und wertvollen Lebensbegleitern, wohnen? Nein, das wollten wir nicht. So sollte sich unser Leben und das unseres Nachwuchses nicht entwickeln. Wir wollten ihm die Schönheiten und die Ruhe unseres schönen Ammerlandes gönnen – samt Einfamilienhaus und Garten zum ungestörten Toben.
Auch die Freunde waren für uns ein guter Grund, um zurückzukehren: Zwar hatten wir natürlich neue Leute kennen und schätzen gelernt, bei der Arbeit und privat – aber gegen echte, tiefergehende, jahrzehntelange Freundschaften konnten sie allein aufgrund der Kürze nicht bestehen. Ein Punkt mehr auf der Rückkehrer-Liste.
Was war aber mit dem kulturellen Programm und den vielen Facetten, die die Stadt zu bieten hatte? Konnte uns das nicht halten? Nein. Denn uns fiel auf: Das konnten wir alles gar nicht in dem Maße nutzen. Und um mal ins Theater, ins Kino, ins Musical, auf ein cooles Konzert oder ein Sportevent zu fahren, musste man nicht in Hamburg wohnen bleiben. Dann konnte man es auch als Wochenend-Trip in die schönste Stadt der Welt verpacken – oder mal nicht ganz so weit über den Tellerrand schauen und sich kulturell in Bremen oder Oldenburg umsehen. Genauso schön ist es, die Natur mit dem Fahrrad zu erkunden, die Weite zu genießen, oder mit dem Auto eine Tour zu machen. Es ist nicht weit bis zum Meer, nicht weit bis zu den Bergen und auch nicht weit bis ins Ausland. Ein optimaler Ausgangsort also, um die Welt Stück für Stück von hier aus zu entdecken.
In der Heimat es doch am schönsten
Also kehrten wir zurück: zurück in unsere Heimat, zurück ins Dorf. Auch heute, fast 20 Jahre später, haben wir noch Kontakt zu einigen Hamburger Freunden – und freuen uns, sie zu besuchen und dann auch wieder fahren zu dürfen. Oder am Wochenende mal einen Ausflug in die Hansestadt zu wagen. Und jedes Mal, wenn wir über die Elbbrücken fahren, seufzen wir und bewundern die Schönheit des Hafens und dieser umwerfenden, pulsierenden Stadt – und auf dem Rückweg freuen wir uns genauso auf unsere alte und neue, beschauliche Heimat.
Wir bereuen unsere Entscheidung von damals aber keineswegs, nach Hamburg gezogen zu sein. Es war richtig und wichtig, seinerzeit diesen Schritt zu wagen. Denn erst als Heimkehrer weiß man richtig zu schätzen, was man eigentlich hat – und wo das Herz mehr zuhause ist.
Ging es Ihnen ähnlich? Sind Sie auch wieder in die Heimat zurückgekehrt - und wenn ja, warum? Schreiben Sie uns Ihre Geschichte gerne in die Kommentare. Wir freuen uns darauf!