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Glänzend gelöst: Gewässerschutz beim Frühjahrsputz

Glänzend gelöst:  Gewässerschutz beim Frühjahrsputz

Im Frühjahr wird überall kräftig geputzt und geschrubbt. Doch mit dem Putzwasser gelangen große Mengen Reinigungsmittel in den Wasserkreislauf. Allein in Deutschland gehen beim Putzen und Waschen im Haushalt rund 550.000 Tonnen Chemikalien in die Umwelt über, stellt das Umweltbundesamt heraus. Hinzu kommen 173.000 Tonnen Maschinen- und 139.000 Tonnen Handgeschirrspülmittel: eine Herkulesaufgabe für unser Kläranlagen.

Ein sauberes Zuhause auf der einen Seite, chemisch belastetes Abwasser auf der anderen Seite: Muss das sein? Nein. Nach dem Prinzip „Weniger ist mehr“ lassen sich Frühjahrsputz und Gewässerschutz glänzend miteinander verbinden.

Warum sind Reinigungsmittel im Abwasser ein Problem?

Wasch- und Reinigungsmittel gelangen über das Abwasser ins Klärwerk. Die Mittel bestehen häufig aus vielen verschiedenen Inhaltsstoffen. Ein Teil dieser Inhaltsstoffe wird noch im Klärwerk herausgefiltert oder abgebaut. Ein anderer Teil der biologisch schwer abbaubaren Stoffe kann in den Kläranlagen nicht abgefangen werden. Die im Wasser verbleibenden Chemikalien gelangen dann in die natürlichen Gewässer. Dort können sie Wasserlebewesen schädigen und sich in der Umwelt anreichern. Ein bewussterer Umgang mit Reinigungsmitteln entlastet die Kläranlagen, reduziert aufwendig zu entsorgende Klärschlämme und schützt unsere Gewässer. Gerade weil das Waschen und Reinigen zu unseren täglichen Routinen gehört, lässt sich in diesem Bereich durch Einsparungen viel erreichen.

Diese vier Reinigungsmittel braucht man wirklich

Meterweise ziehen sich die Regale für Putzmittel in Supermarkt und Drogerie dahin. Die Wahl zwischen all den Kraftgels, Bioreinigern, Superglanzversprechen und Hygienesprays fällt schwer. Welche Produkte braucht man wirklich? Die Antwort darauf sorgt für jede Menge Platz im Schrank. Bereits mit vier Putzmitteln lässt sich der Haushalt sauber und hygienisch reinigen.

  • Allzweckreiniger

Dieser entfernt Fett, Schmutz und Ähnliches von Oberflächen und Böden. Zu den Allzweckreinigern zählen auch Schmierseife und Neutralreiniger.

  • Kalkreiniger

In diesen Mitteln ist Säure enthalten, die Kalk löst. Bad- oder Küchenreiniger zählen häufig dazu. Klassische und günstige Hausmittel sind Essigreiniger und Zitronensäure.

  • Spülmittel

Spüli lässt sich nicht nur zum Abwaschen nutzen. Es eignet sich auch hervorragend für Fenster und Spiegel.

  • Scheuermilch

Grobe Verschmutzungen in Küche, Bad und auf Böden lassen sich mit Scheuermilch und Muskelkraft lösen.


So findet man das richtige Putzmittel

Doch woran erkennt man, welcher Allzweckreiniger umweltfreundlicher ist als der andere? Orientierung bietet zum Beispiel das Siegel „Blauer Engel“ oder das EU-Ecolabel „Euroblume“, bei dem blaue Sterne einen Blütenkranz um das Europa-E bilden. Außerdem lohnt sich ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe. Weniger ist hier mehr. Parfüm- und Farbstoffe haben keinen Einfluss auf die Reinigungsleistung. Da wir mit Duft und Farbe jedoch Frische assoziieren, sind sie in vielen Produkten enthalten. Ein weiteres Auswahlkriterium kann die Verpackung sein. Recyclingverpackungen und Nachfüllpacks helfen, Müll zu reduzieren und schonen Ressourcen.

Ob ein Tensid aus Erdöl, Palmöl oder anderen Quellen gewonnen wurde, lässt sich auf der Packung meist nicht erkennen. Tenside werden dort als anionische und nichtionische Tenside geführt. Wer es ganz genau wissen will, kann über die auf der Packung angegebene Internetadresse die Inhaltsstoffe des Produkts aufrufen. So schreibt es die Detergenzien-Verordnung der EU vor. Auf der jeweiligen Webseite findet man die Inhaltsstoffe oft unter dem Stichwort „Detergenzienverordnung“, „Produktdatenblätter“ oder „Rezepturinformationen“.


Genau dosieren: Gut für die Umwelt und die Haushaltskasse

Auf jedem Putz- und Reinigungsmittel steht ein Hinweis zur Dosierung. Im Alltag dosieren wir Putzmittel allerdings meist nach Gefühl. Man gibt beherzt einen guten Schuss ins Wasser, bei fordernden Putzaufgaben auch mal zwei. Doch das Dosieren „nach Gefühl“ ist schnell zu viel. Das Reinigungsmittel wird überdosiert und belastet unsere Gewässer unnötig. Zudem muss man die Mittel häufiger nachkaufen. Viele Produkte haben eine Dosierkappe, die das Abmessen erleichtert. Ist diese nicht vorhanden, helfen ein Teelöffel oder ein Esslöffel weiter. Ein Standardteelöffel (der klassische Kaffeelöffel) fasst 5 Milliliter, ein Esslöffel 12 Milliliter. Auf den Produkten ist die optimale Dosierung für den Einsatz im privaten Haushalt angegeben. Eine Überdosierung erhöht die Reinigungsleistung nicht. Oft ist das Gegenteil der Fall und es bleiben unschöne, rutschige Putzmittelschlieren zurück.

   Der Sinnersche Kreis zeigt die vier Faktoren für das erfolgreiche Reinigen und Waschen. Wird einer der Faktoren verkleinert, müssen einer oder mehrere Faktoren größer werden.


Der Sinnersche Kreis – die vier Stellschrauben der Sauberkeit

Dr. Herbert Sinner war Chemiker bei Henkel und leitete dort die Waschmittel-Anwendungstechnik. 1959 definierte er die vier Faktoren der Reinigung: Zeit, Temperatur, Mechanik und Chemie. Diese Faktoren bedingen einander. Verkleinert man den einen Faktor, müssen andere Faktoren größer werden. Ein bekanntes Beispiel dafür sind die Ecoprogramme der Waschmaschine, bei denen der Zeitfaktor erhöht und die Temperatur heruntergesetzt wird. Die Programme laufen länger, aber bei einer niedrigeren Temperatur. Deshalb entspricht das Waschergebnis einem Programm mit kürzerer Waschzeit bei höherer Temperatur. Beim Putzen nutzt man dieses Prinzip ebenfalls. Kräftiges Scheuern erhöht den Faktor Mechanik, Mittel einwirken lassen den Faktor Zeit oder eine höhere Dosierung den Faktor Chemie. Wer der Umwelt etwas Gutes tun will, sollte den Faktor Chemie nicht erhöhen. Stattdessen sollte man an den anderen Stellschrauben drehen. Beim Putzen im Haushalt sind dies vor allem diese beiden:

  • Einweichen, Anfeuchten, Vorbehandeln. Diese Vorbereitungszeit erleichtert das Reinigen.
  • Gute Putzlappen und Spülschwämme verwenden, zum Beispiel aus Mikrofaser. Diese erhöhen die mechanische Putzleistung.

Außerdem hilft es, Schmutz möglichst frisch wegzuwischen. Was nicht eintrocknet, muss später nicht mühsam entfernt werden. Auf lange Sicht spart das Zeit und Nerven. Der Faktor Temperatur ist vor allem bei Geschirrspül- und Waschprogrammen wichtig. Beim normalen Putzen reicht warmes Wasser aus, bei fettigem Geschirr darfs auch mal etwas heißer sein.

 


Besser nicht mit Desinfektionsmitteln putzen

Desinfektionsmittel sind wichtig – für Arztpraxen und Krankenhäuser. Zum Putzen im normalen Haushalt braucht man sie nicht. Das ganz normale Reinigen mit klassischen Putzmitteln reicht völlig aus. Nur wenn ein Haushaltsmitglied einen hochansteckenden Infekt hat oder man mit besonders vulnerablen Familienangehörigen zusammenlebt, kann der Einsatz im Einzelfall sinnvoll sein, stellt die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung heraus. Im privaten Haushalt sind Desinfektionsmittel zum Reinigen überflüssig. Sie belasten Kläranlagen und Gewässer unnötig, indem sie auch nützliche Wasserorganismen abtöten. Für die Hygiene ist es viel wichtiger, regelmäßig zu putzen und getrennte Putzlappen für Küche sowie Bad und Toilette zu verwenden. Die Lappen sollten nach dem Gebrauch schnell trocknen, häufig ausgewechselt und bei mindestes 60 Grad gewaschen werden.

 

DIY-Putzmittel sind eine gute Alternative

Viele Putzmittel lassen sich selbst herstellen. Die Basis dafür bilden klassische Hausmittel wie Soda, Natron, Essig, Kernseife und Zitronensäure. Stoffe wie Mineralöl-Tenside, Stabilisatoren, Konservierungsmittel, Farbstoffe oder Duftstoffe entfallen. Wenn man die selbst gemachten Putzmittel vorsichtig dosiert und biologisch abbaubare Zutaten verwendet, sind sie eine umweltfreundliche und gewässerschonende Alternative. Do-it-yourself-Reiniger sind zudem günstig und sparen viel Müll ein. Mit etwas Zeit und Experimentierwillen bei der Herstellung lassen sich saubere und umweltschonende Resultate erzielen.

 

Hier verraten wir, welche Waschmittel Mutter Natur uns an die Hand gibt: https://einfach-heimat.de/wissen/Beitrag/waschmittel-aus-der-natur

Imke Janssen

Ostfriesland – Oldenburg – Ostfriesland
Über mich: Aufgewachsen in Ostfriesland, Studium und Agenturleben in Oldenburg. Heute wohne ich mit meiner Familie in einem Warftendorf in der Krummhörn und bin freiberufliche Texterin.
Lieblingsgetränk?: Ostfriesentee – einfach das Beste, das man aus Wasser machen kann.