Waschmittel aus der Natur
Selbst gemacht + getestet
In industriell produzierten Waschmitteln samt den zugehörigen „verkaufsstarken Gebinden“ stecken jede Menge Chemie und Energie. Alternativ lassen sich sehr einfach Waschmittel selbst herstellen, die unser Abwasser deutlich weniger belasten und die in ihrer Energie- und Kostenbilanz erheblich besser dastehen.
Mit Saponin wäschst du „grün“
Die Basis für Do-it-yourself Naturwaschmittel bildet ein sekundärer Pflanzenstoff mit dem schönen Namen Saponin (Sapo = lat. Seife, sekundäre Pflanzenstoffe sind chemische Verbindungen, die für die Pflanze nicht lebensnotwendig sind).
Viele Pflanzen enthalten Saponine. Wer gern Linsen (u. a. Hülsenfrüchte) mag und zubereitet, wird bemerken, dass es etwas schäumt, sobald sie in Wasser aufkochen – ein Effekt des Saponingehalts.
Relativ bekannt als Ökowaschmittel sind die sogenannten „Waschnüsse“. Das sind die Früchte des Waschnussbaums (Sapindus saponaria) aus der Familie der Seifenbaumgewächse. Nachteil: Sie gedeihen nur in tropischen und subtropischen Regionen. Ihre Waschwirkung vermochte Stiftung Warentest nicht zu überzeugen. Im Juliheft 2019 wurden mangelnde Fleckentfernung und eine Tendenz zum Vergrauen von Weißwäsche bemängelt.
Naturwaschmittel einfach aus der Heimat
Statt teure ferne Tropenfrüchte in die Waschmaschine zu geben, haben für „Einfach Heimat“ zwei erfahrene „Waschbär*innen“ Rezepte mit heimischen Pflanzen getestet. Hier ihre Testberichte…
„Efeu wäscht so grün, grüner geht’s nicht!“
Es schäumt schön grün im alten Gurkenglas. Aber es sind keine gärenden Gurken, sondern es handelt sich um mein frisch zubereitetes, eigenhändig hergestelltes Waschmittel. Efeu macht’s möglich. Seine nimmermüden und ständig nachwachsenden Ranken ersparen künftig der Umwelt elenden Verpackungsmüll und mir sogar den Weg in den Super- oder Drogeriemarkt. Beides finde ich prima. Das Rezept für das grüner Do-it-yourself-Waschmittel in der NWZ hatte mich angesprochen. Da meine diversen Waschmittel für Feines, Buntes und Kochwäsche ohnehin gerade zur Neige gingen, probierte ich also unseren natürlichen Schmutzlöser aus dem eigenen Garten aus.
Rezeptur: sauberes Greenwashing mit Efeublättern
Eine gute Handvoll Efeublätter werden grob zerkleinert, in ein großes Schraubglas gefüllt und mit 250 ml kochendem Wasser überbrüht. Für stark verschmutzte Wäsche gibt man einen Teelöffel Waschsoda hinzu – erhältlich in einer Papiertüte in jedem größeren Supermarkt – und für den Duft nach Belieben ein paar Spritzer ätherisches Öl. Dieser Sud muss dann eine halbe Stunde ziehen. Dann wird alles gut durchgeschüttelt, bis es kräftig schäumt, danach wird der Sud in einen Behälter abgegossen und die Flüssigkeit in das Einfüllfach der Waschmaschine gegeben. Die Efeublätter kehren via Kompost zurück zur Natur.
Praxistest bestanden
Inzwischen habe ich sowohl weiße Kochwäsche, bunte 40-Grad-Wäsche, nur leicht Verschmutztes und Feinwäsche wie Tops in „grün“ gewaschen. Der Efeu hat den Test bestanden. Das Sopanin im Efeusud reicht aus, um ganz allein leicht Verschmutztes zu reinigen, und zwar gänzlich geruchsneutral. Stärkeren Verschmutzungen rücke ich allerdings doch immer zusätzlich noch mit ein bisschen Waschsoda zu Leibe, und Wäsche, in denen so richtig derber Dreck sitzt, vertragen auch gut das Einweichen in einer Sodalauge über Nacht oder eine Vorbehandlung der Flecken mit Gallseife. Das war aber auch bei den herkömmlichen Waschmitteln schon so.
Nachhaltig überzeugt
Nach mehreren Testdurchläufen habe ich mich entschieden: An meine Wäsche kommt nur noch mein neues Efeu-Waschmittel. Grüner geht’s kaum. Preiswerter auch nicht. Außerdem spare ich mir die Entsorgung von Pappkartons oder vielfarbig bedruckten Plastikflaschen, in die industriell produzierte Waschmittel normalerweise abgefüllt werden. Stattdessen mache ich einen Spaziergang und pflücke Efeublätter, die es ja fast überall – nicht nur im eigenen Garten –in Hülle und Fülle gibt – und zwar ganzjährig!
Na schön, ich gebe es zu: Bei Bettwäsche, Tops, T-Shirts und Blusen gebe ich manchmal noch ein paar Tropfen ätherisches Öl, z. B. Zitronen-, Orangen- oder Lavendelöl, in den grünen Waschsud. Nötig wäre es nicht, aber ich mag eben den angenehm frischen Duft.
Zudem gibt es einen schönen, letztlich sogar Wasser und Energie sparenden Nebeneffekt meines neuen Waschmittels. Der Sud aus Efeublätter muss ja stets neu zubereitet werden. Das dauert nicht lange – die meiste Zeit ist anderweitig nutzbare Wartezeit (alle, die sich um Haushalt kümmern, haben diese multi-tasking-Fähigkeit) – aber eben doch länger als das bloße Öffnen eines Pappkartons oder einer Plastikflasche. Also wasche ich nur noch, wenn sich wirklich genügend Schmutzwäsche für die Befüllung der ganzen, und eben nicht nur einer halben, Waschmaschinentrommel angesammelt hat.
Saubere Sache: Sonnen- und Windkraft
Wenn eine Solaranlage auf dem Dach installiert ist, spendiert Frau Sonne tagsüber dann auch noch den Strom für die Waschmaschine, und wenn die Maschine durchgelaufen ist, kommt die Wäsche auf die Leine bzw. den Wäscheständer, möglichst nach draußen auf den Balkon oder in den Garten. Dann macht das bleichende UV-Licht Weißes weiß und der Wind, von dem wir ja im Norden meist reichlich haben, hilft ganz ohne Trockner beim Trocknen.
Altweibersommer-Waschmittel
Aus den Früchten der Rosskastanie lassen sich nicht bloß lustige Männchen und Figuren basteln, sondern auch ein wirksames Naturwaschmittel herstellen. Denn die Kastanien enthalten rekordverdächtig viele der seifenartig wirkenden Saponine. Sie übertreffen darin die Efeublätter noch deutlich. Dafür sind sie nicht ganzjährig verfügbar und nicht ganz so einfach zuzubereiten wie die immergünen Efeublätter.
Wie sich mit etwas mehr Mühe Kastaniengranulat oder -pulver als Vorrat für Ökowaschmittel selbst herstellen lässt, finden Sie hier: https://www.smarticular.net/kastanienpulver-kastanienmehl-selber-machen-kastanien-trocknen/