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Second Hand - Wie Nachhaltigkeit auch Wasser schützt

Second Hand - Wie Nachhaltigkeit auch Wasser schützt


In der Schweiz wurde 2020 zum ersten Mal der nationale Second Hand Day ausgerufen. Dieses Jahr wird er am 25. September zum dritten Mal begangen. In England gibt es seit 2017 die National Secondhand Wardrobe Week. Und in den USA wird jedes Jahr am 25. August der World Secondhand Day begangen - der Tag der gebrauchten Kleidung. Dieser Jahrestag soll uns Konsumentinnen und Konsumenten animieren, Kleider, Möbel und andere Dinge gebraucht zu kaufen, zu tauschen oder weiterzugeben. In Deutschland gibt es das in dieser konzentrierten Form als nationalen Aktionstag zwar noch nicht, vereinzelt nehmen aber kleinere Initiativen des Tag zum Anlass für Aktionen.


Der Hintergrund ist durchaus ernst: Wir verbrauchen für unseren Konsum zu viele Ressourcen und stoßen für deren Produktion, Transport und Nutzung zu viel CO₂ aus. In Deutschland fallen pro Kopf jedes Jahr mehr als elf Tonnen an klimaschädlichen Treibhausgasen an. Das geht auch anders - zum Beispiel mit Secondhand und eigentlich ist die Sache ganz einfach: Gibt man ein gebrauchtes Produkt weiter, muss kein neues produziert und transportiert werden. Das verlängert den Lebenszyklus von Produkten, reduziert Abfälle und CO₂-Emissionen, spart Rohstoffe und Wasser. Ziel der Kreislaufwirtschaft ist die möglichst lange Nutzung von Materialien und Produkten, indem sie geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden.

Den weltweit höchsten Ressourcenverbrauch hat ausgerechnet die Textilindustrie. Das können wir zwar nicht so einfach ändern. Dennoch nehmen wir mit unseren Kaufentscheidungen Einfluss darauf, welche Produkte nachgefragt werden. Bei der Herstellung von Textilien nämlich werden auch Unmengen an Wasser verbraucht. Für ein einziges T-Shirt braucht man etwa 13 Badewannen voll, für eine einzige Jeans 40 Badewannen. Hinzu kommt, dass viele Baumwollanbaugebiete in Regionen liegen, die ohnehin an Wasserknappheit leiden. Wir reduzieren die ökologische Last jedes Kleidungsstücks, je länger wir es nutzen. Die Lebenszyklus-Verlängerung von Kleidung hat einen riesigen Einfluss auf ihren ökologischen und Wasser-Fußabdruck. Das ist neben dem Geldbeutel ein starkes Argument für Second-Hand-Kleidung, denen man mit jedem Kauf ein zweites Leben schenkt. So kommt zur Freude über die neue Jeans die Freude über das eingesparte Wasser und den verkleinerten CO2- und Wasser-Fußabdruck dazu.


Glücklicherweise gibt es immer mehr Alternativen zum Neukaufen: den kleinen Garagenflohmarkt nebenan, große gut bestückte Flohmärkte, kleine Secondhand-Läden in der Stadt, coole Vinatge-Märkte und auch Geschäfte für Outlet B-Ware, die nicht mehr in den regulären Handel kam, sind eine Alternative. Und wer zu wenig Zeit zum Stöbern vor Ort hat, findet in Online-Shops, was immer das Herz begehrt. Sie haben neben der enormen Vielfalt auch den Vorteil von Suchfiltern, die es ermöglichen, rasch bestimmte Dinge zu finden. Und doppelt schön: Auch die eigenen abgelegten Sachen kann man dort wieder loswerden und in den Wiederverwertungskreislauf geben.






Infobox Materialkunde
Jeder Deutsche verbraucht über 100 Liter Trinkwasser pro Tag für Kochen, Trinken, Waschen, Spülen und Körperpflege. Hinzu kommt der sogenannte virtuelle Wasserverbrauch, der für die Produktion von Lebensmitteln, Kleidung und industriellen Gütern verwendet wird. Er wird auch als virtueller Wasserfußabdruck bezeichnet. Wie groß dieser Fußabdruck bei der Herstellung von Kleidung ist, zeigt der Blick auf ein T-Shirt: Anbau der Baumwolle, Weiterverarbeitung und Färbung verbrauchen zwischen 2.000 und 2.700 Litern Wasser. Eine Jeans hinterlässt einen Wasserfußabdruck von 8.000 Litern. Neben Secondhand-Kleidung empfehlen sich daher für den Wasser- und Umweltschutz ökologische Materialien:

Bio-Baumwolle

wird ohne giftige Chemikalien oder gentechnisch verändertes Saatgut hergestellt. Zudem müssen die Arbeitsbedingungen der Bauern in den Anbauländern bestimmte Standards erfüllen.

Bio-Wolle
stammt von Schafen, die kontrolliert biologisch und unter tierfreundlichen Bedingungen gehalten werden. Die Wolle wird nicht mit gefährlichen Chemikalien behandelt und darf keine schädlichen Rückstände enthalten.

Bio-Leinen
auch Flachs genannt, ist eine Pflanze, die seit Jahrtausenden für Stoffe verwendet wird. Sie stammt aus kontrolliert-biologischem Anbau, verzichtet auf Pestizide, Dünger sowie gentechnisch verändertes Saatgut.

Hanf
zählt zu den nachhaltigsten Textilien, ist atmungsaktiv, stabil und langlebig. Der Anbau von Hanf ist sehr ertragreich und ressourcenschonend. Kleidung aus Leinen oder Hanf verbraucht nur etwa ein Viertel so viel Wasser wie die aus Baumwolle.

Lyocell/Tencel
ist ein leichtes, fließendes und seidiges Material. Die Zellulose wird aus Holz gewonnen, ist hautfreundlich und atmungsaktiv. Bei der Herstellung werden keine giftigen Stoffe verwendet und das Material ist biologisch abbaubar.

Qmilk
ist so faszinierend, dass man sich fragt, warum nicht schon früher jemand drauf gekommen ist. Die neue Milchfaser wurde von der Designerin Anke Domaske zusammen mit dem Faserinstitut Bremen entwickelt. Für die Produktion wird Kasein-Pulver zusammen mit anderen natürlichen Zutaten erhitzt und durch eine Düse zu Fäden versponnen. Für die Herstellung von 1 kg Milchfaser werden nur 2 Liter Wasser benötigt. Die Faser ist atmungsaktiv, antibakteriell und temperaturregulierend. Die Lieferanten sind verpflichtet, nur Milch zu liefern, die nicht mehr in den regulären Verkauf gekommen wäre. Etwa zwei Millionen Tonnen Milch werden allein in Deutschland jedes Jahr entsorgt.



Infobox: Secondhand-Shops für Mode und Kleidung
Sie tragen durch enorme Einsparungen bei Wasser und Ressourcen zu mehr Nachhaltigkeit im Alltag bei, ohne die Freude an Mode und neuen Klamotten zu nehmen. Zu den bekanntesten zählen:

  • Momox-Fashion.de
  • sellpy.com
    (Der Anbieter berechnet bei jedem angebotenen Kleidungsstück die Einsparung an klimaschädlichen Emissionen und Wasser)
  • vinted.de
  • miteckenundkanten.com
    (Die Produkte in diesem Online-Shop haben kleine Schönheitsfehler, sind zweite oder dritte Wahl, stammen aus alten Kollektionen oder haben eine alte Rezeptur oder Verpackung)


 
[Werbung wegen Markennennung]

Bildnachweise:
Titelbild: Adobe Stock / Stockwerk-Fotodesign
Bild 1: Adobe Stock / Евгений Вершинин
Bild 2: Adobe Stock /
klavdiyav
Bild 3: Adobe Stock /
sirirak
Bild 4: Adobe Stock /
Jannissimo

Eva Tenzer

Freie Wissenschaftsjournalistin in Oldenburg
Heimat?: Aus dem Süden zugereist vor 25 Jahren - der Nähe zum Meer und der frischen Brise wegen.
Lieblingsthemen? : Alles rund um Wissen, Forschung, Medizin und Psychologie - und es verständlich erklären.
Und sonst? : So oft wie möglich im Flow sein mit Tango und Malerei.
Motto? : Panta rhei - alles fließt.

Eva Tenzer

Freie Wissenschaftsjournalistin in Oldenburg
Heimat?: Aus dem Süden zugereist vor 25 Jahren - der Nähe zum Meer und der frischen Brise wegen.
Lieblingsthemen? : Alles rund um Wissen, Forschung, Medizin und Psychologie - und es verständlich erklären.
Und sonst? : So oft wie möglich im Flow sein mit Tango und Malerei.
Motto? : Panta rhei - alles fließt.
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1 Kommentar(e)
Wilhelm Schroeder
Ich fände es schön, wenn sie aus dem Infobox-Text die Klammer (typisch weibliche) herausnehmen würden, weil es mich stört und ich es nicht "typisch" finde.
Antworten Sep 11, 2022 08:40
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