Nationale Wasserstrategie: Rezepte gegen den Wasserstress
Trockenheit, schwindende Trinkwasservorräte, Wassermangel: Nicht nur Menschen leiden unter Stress – auch beim Wasser gibt es den Begriff. Doch wie entsteht der sogenannte Wasserstress?
Hilfe bei Trockenheit und Wassermangel
Wie lässt er sich vermeiden oder heilen? Rezepte gegen den Wasserstress sind Teil der Nationalen Wasserstrategie, die in Deutschland bis 2050 umgesetzt werden soll: https://www.bmuv.de/publikation/nationale-wasserstrategie
In einem Land herrscht Wasserstress, wenn auf Dauer nicht genügend Trinkwasservorräte vorhanden sind. Das ist laut internationaler Definition der Fall, wenn pro Kopf im Jahr weniger als 1000 Kubikmeter Trinkwasser zur Verfügung stehen. Ein weiterer Indikator für Wasserstress: Es werden jährlich mehr als 20 Prozent der erneuerbaren Wasservorräte verbraucht. Deutschland kennt das aus der Vergangenheit. Der Wassernutzungs-Index lag 1991 bei 26,3 Prozent mit einer Wasserentnahme von 46,3 Milliarden Kubikmeter.
Wassermangel führt zu Umweltproblemen
Solche hohen Werte sind gefährlich. Wasserstress bedeute ein steigendes Risiko für Umweltprobleme und wirtschaftliche Schwierigkeiten, hat das Umweltbundesamt festgestellt. Das Umweltbundesamt gibt für Deutschland derzeit Entwarnung, denn seit 2007 liegt die Wasserentnahme unterhalb der kritischen Marke von 20 Prozent. 2019 lag der Wert bei 11,4 Prozent, es wurden rund 20 Milliarden Wasser entnommen. Dabei wurden 44,2 Prozent der Wassermenge durch die Energieversorgung genutzt, 26,8 Prozent in der Industrie, 26,8 Prozent durch die öffentliche Wasserversorgung und 2,2 Prozent von der Landwirtschaft. Läuft also alles prima? Nein, tatsächlich nicht. Der Klimawandel sorgt für höhere Durchschnittstemperaturen und damit eine stärkere Verdunstung von Wasser, ebenso für häufigere und längere Dürreperioden in Europa, mehr Starkregen sowie eine Verlagerung der Niederschläge des Sommer- ins Winterhalbjahr.
Trockene Jahre in Serie in Deutschland
Die gesamte Natur leidet bei Wasserstress: Trockenheit bedeutet sinkende Grundwasserstände und setzt Gewässer und Umwelt unter Druck. 2018 bis 2020 und auch 2022 waren in der Region besonders trockene Jahre mit wenig Niederschlag. Das zehre an den natürlichen Speichern in den Einzugsgebieten von Gewässern und an den Boden- und Grundwasserspeichern, stellte Martin Gottwald vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz 2023 fest.
Sinkende Grundwasserstände trocknen Moore und Feuchtgebiete aus, Wälder werden geschädigt und in Küstennähe können Grundwasservorkommen durch eindringendes Meerwasser versalzen. Ein Blick über den Tellerrand zeigt, dass Wasserstress kein kleines Problem ist. In Europa sind laut Umweltbundesamt bereits 20 Prozent der Landfläche und 30 Prozent der Bevölkerung betroffen, vor allem im Süden des Kontinents. Nichtstun ist also keine Option.
Vorbeugen gegen Wasserknappheit
Wasserknappheit vorzubeugen ist deshalb eines der großen Ziele der Nationalen Wasserstrategie. Sie will „den naturnahen Wasserhaushalt schützen, wiederherstellen und dauerhaft sichern“. Dass die erneuerbaren Wasserressourcen in den vergangenen drei Jahrzehnten um 12 Milliarden Kubikmeter im langjährigen Mittel zurückgegangen sind, 2020 nur noch 116 Milliarden Kubikmeter betrugen, zeigt, dass zügiges Handeln notwendig ist.
Regierung hat Wasserstrategie beschlossen
„Ein möglichst naturnaher, regionaler Wasserhaushalt wird eine wichtige Voraussetzung für ein stabiles Wasserangebot und für die Sicherung der ökologischen Belange sein“, heißt es im Kabinettsbeschluss der Bundesregierung vom März 2023 zur Nationalen Wasserstrategie. Es geht um Niederschläge, Verdunstung, Speicherung, Zu- und Abfluss von Wasser. Bis 2050 soll ein naturnaher Wasserhaushalt hergestellt werden. Dazu gehört auch, dass Flächenverbrauch und Bodenversiegelung minimiert werden. Die Idee: Es werden netto keine neuen Flächen mehr für Siedlungen und Verkehr beansprucht. Der Rückgang des Grundwasserspiegels soll bis 2050 gestoppt sein.
Alle ziehen an einem Strang
Regionale Pläne sollen vor Ort dabei helfen. Länder, Wasserversorger, Abwasserentsorger, Kommunen und Wassernutzer müssen dazu kooperieren – eine Allianz aller Beteiligten ist das Ziel der Wasserstrategie. Wie regionale Schritte aussehen können, hat der OOWV bereits erprobt. Er will gereinigtes Abwasser für industrielle Zwecke aufbereiten - damit nicht mehr Trinkwasser dafür verwendet wird. In Varel erprobt der OOWV „Water ReUse“ in der Kläranlage in Zusammenarbeit mit der Papier- und Kartonfabrik Varel. Ziel: die Einsparung von 1 Million Kubikmeter Trinkwasser jährlich. In Nordenham wurde die Wasserwiederverwertung in der städtischen Kläranlage drei Jahre lang erprobt. Nun sollen Nordenhamer Unternehmen mit Brauchwasser beliefert werden. Auch dort geht es jährlich um die Einsparung einer Million Kubikmeter Trinkwasser. In Brake ist eine Wasseraufbereitungsanlage für den Hafen geplant.
Die Nationale Wasserstrategie? Was ist das überhaupt?
In Deutschland ist sauberes Trinkwasser selbstverständlich jederzeit und überall für alle Menschen und Zwecke verfügbar. Doch der Klimawandel mit Folgen wie Trockenheit und Starkregenfällen, dazu sinkende Grundwasserspiegel und die Gewässerbelastung durch Stickstoff und Phosphor oder Mikroplastik sorgen dafür, dass neue Wege gefunden werden müssen, um auch in Zukunft ausreichend und gutes Wasser für Mensch, Tier, Natur und Wirtschaft zur Verfügung zu haben. Um das zu schaffen, gibt es seit 2023 die Nationale Wasserstrategie. Sie soll bis 2050 den Schutz der natürlichen Wasserressourcen und den nachhaltigen Umgang mit Wasser in Deutschland sichern: damit nachfolgende Generationen nicht auf dem Trockenen sitzen.
Zur nationalen Wasserstrategie: https://www.bmuv.de/publikation/nationale-wasserstrategie