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Nationale Wasserstrategie: Von Wäldern, Feldern und Schwammstädten

Nationale Wasserstrategie: Von Wäldern, Feldern und Schwammstädten

Wie können Städte zu einem Schwamm werden? Welchen Sinn hat das? Wie werden Flächen in Niedersachsen und anderswo so genutzt, dass es gut fürs Grund- und Oberflächenwasser ist und trotz Klimawandel die Wasservorräte auch in Zukunft ausreichen? Auf diese Fragen weiß die Nationale Wasserstrategie Antworten (BMUV: Nationale Wasserstrategie | Download). Erreicht werden soll die gewässerverträgliche und klimaangepasste Flächennutzung hierzulande bis 2050.

Nicht zu viel und nicht zu wenig Wasser
Egal ob Wald, Feld oder Siedlung: nicht zu viel und nicht zu wenig Wasser ist wichtig. Rund 31 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands sind von Wäldern bedeckt, 46 Prozent werden als landwirtschaftliche Flächen genutzt und 14 Prozent sind Siedlungs- und Verkehrsflächen (Stand 2012). Von den Siedlungs- und Verkehrsflächen sind 45 Prozent versiegelt. Mit diesen Ausgangsdaten rechnet die Nationale Wasserstrategie und versucht, angesichts des Klimawandels gegenzusteuern. Seit 1881 ist die mittlere Jahrestemperatur im Land um 1,7 Grad Celsius gestiegen. Einerseits mehr trockene Phasen, andererseits mehr Starkregen, dazu längere Hitzeperioden bringt die Klimakrise mit sich. Das hat Folgen, kann etwa in der Landwirtschaft zu Ernteausfällen und Futterengpässen führen. In der Stadt, wo ein großer Teil der Fläche versiegelt ist, kann es im Sommer unerträglich heiß werden. Wenn es stark regnet, drohen dort urbane Sturzfluten und Überschwemmungen, weil die Kanalisation überlastet ist. Vollgelaufene Keller gibt es bei solchen Ereignissen obendrein.

Die Stadt nimmt sich ein Beispiel am Schwamm
Ein Ausweg kann da sein, das Konzept der sogenannten Schwammstadt umzusetzen. Derzeit ist es die Regel, dass Städte Regenwasser über die Kanalisation ableiten, um trocken zu bleiben – mit der Folge, dass Regenmangel für Austrocknung sorgt, großer Niederschlag für Überflutung. Doch Städte können Wasser managen, wenn sie sich ein Beispiel an Schwämmen nehmen. Diese saugen Wasser auf, geben es nach und nach ab und erzielen bei Wärme durch Verdunstung auch noch eine Kühlung. Sowohl Oldenburg (Der digitale Klimaführer für Oldenburg (klimatour-oldenburg.de)) als auch Bremen gehören zu den deutschen Städten, die sich zu Schwammstädten entwickeln möchten. Sie wollen Regenwasser nicht mehr einfach über die Kanalisation ableiten, sondern möglichst viel Regen- und Oberflächenwasser vor Ort aufnehmen und speichern. Überflutungen durch Starkregen können so vermieden werden, städtische Bäume und Grünanlagen werden mithilfe des gespeicherten Wassers gesund erhalten und verbessern das Stadtklima.

Mehr Wasser bleibt in der Stadt
Damit das gelingt, braucht es neben Rückhaltemöglichkeiten wie Teichen, Feuchtgebieten, Wasserläufen und Speichern auch Verkehrsflächen, in denen das Wasser nicht nur in die Kanalisation abfließen, sondern versickern kann. Das lässt sich etwa durch eine entsprechende wasserdurchlässige Pflasterung erreichen. Mehr Bäume in der Stadt, die Begrünung von Fassaden und Dächern  sorgen dafür, dass die Stadt auch bei Hitze nicht unerträglich wird. In der Stadt Oldenburg sind beispielsweise Gründächer ein großes Thema. Die Stadt arbeitet mit dem OOWV zusammen auf dem Weg zur Schwammstadt. Zum Beispiel bei neu entstehenden Stadtteil auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes. Dort wird schon „schwammgerecht“ geplant mit Grünflächen, Dachbegrünungen und naturnahen Regenrückhaltebecken. Auch Bremen hat sich auf den Weg gemacht. Im Koalitionsvertrag der Landesregierung ist festgehalten, dass die Stadt Bremen eine Schwammstadt werden soll. Die Stadtplanung muss einem entsprechenden Leitbild folgen.

Wasserstrategie greift in allen Bereichen
Gewässerverträgliche und klimaangepasste Flächennutzung ist nicht nur in der Stadt ein Thema. Das Land Niedersachsen hat 2021 eine Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels vorgelegt, die nun alle fünf Jahre fortgeschrieben wird (Klimaanpassung in Niedersachsen | Nds. Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz). Dabei im Blick stehen Boden- und Wasserwirtschaft, Hochwasserschutz und Niedrigwassermanagement, der Küstenschutz, die Landwirtschaft, der Naturschutz und auch die Industrie. Wenn es ums Wasser geht, müssen alle Bereiche ineinandergreifen.

 

Die Nationale Wasserstrategie? Was ist das überhaupt?
 

In Deutschland ist sauberes Trinkwasser selbstverständlich jederzeit und überall für alle Menschen und Zwecke verfügbar. Doch der Klimawandel mit Folgen wie Trockenheit und Starkregenfällen, dazu sinkende Grundwasserspiegel und die Gewässerbelastung durch Stickstoff und Phosphor oder Mikroplastik sorgen dafür, dass neue Wege gefunden werden müssen, um auch in Zukunft ausreichend und gutes Wasser für Mensch, Tier, Natur und Wirtschaft zur Verfügung zu haben. Um das zu schaffen, gibt es seit 2023 die Nationale Wasserstrategie. Sie soll bis 2050 den Schutz der natürlichen Wasserressourcen und den nachhaltigen Umgang mit Wasser in Deutschland sichern: damit nachfolgende Generationen nicht auf dem Trockenen sitzen. 

 

Zur nationalen Wasserstrategie: https://www.bmuv.de/publikation/nationale-wasserstrategie

 

Ellen Reim

Bremen

Ellen Reim

Bremen
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