Regen ist besser als sein Ruf
Schluss mit den Schauermärchen: Regen ist besser als sein Ruf
Egal, ob wir vom Regen in die Traufe kommen, jemanden im Regen stehen oder uns vom schlechten Regenwetter die Laune verderben lassen: Im Alltag kommt der nasse Guss von oben selten gut weg. Doch warum ist das eigentlich so? Und was ist dran an seinem schlechten Ruf? Wenn wir ganz genau hinschauen und sein Dasein hinterfragen, entdecken wir eine andere Seite des Regens: seine wahre Sonnenseite. Die kennen Landwirte schon lange. Denn nicht umsonst heißt es in einigen Bauernregeln „Warmer Aprilregen, großer Segen“ oder „ein guter Septemberregen kommt nie ungelegen“. Klingt schon besser, oder?! Wir von einfach Heimat wischen die Vorurteile beiseite – und klären auf.
Regen tut gut!
Regen ist wichtig für die Grundwasserneubildung und damit die Basis unseres Trinkwassers. Denn das im Boden versickernde Regenwasser gelangt durch viele Gesteinsschichten in die Erde – und auf dem Weg dorthin wird es ganz natürlich gefiltert und gereinigt. Aus dem Untergrund wird das sogenannte Rohwasser über Brunnen zurück an die Oberfläche gepumpt, in Wasserwerken aufbereitet und durch Trinkwasserleitungen zu den Haushalten verteilt.
Das erfrischende Nass sorgt außerdem für volle Bäche, Flüsse und Seen und schafft beispielsweise mit Feuchtwiesen wertvolle Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen. Und natürlich fungiert es wie eine automatische Gießkanne in unseren Gärten, auf Feldern und in Wäldern, so dass die Natur wie von selbst wachsen und gedeihen kann.
Alles eitel Sonnenschein?
Regen hat es also eigentlich nicht verdient, so negativ betrachtet zu werden. Ok, wenn wir im Urlaub sind, ist Regen meistens echt doof. Oder auf dem Weg zur Arbeit bei einem plötzlichen Wolkenbruch, wenn der Regenschirm gemütlich zuhause im Trockenen sitzt. Oder wenn wir mit dem Rad unterwegs sind und klitschnass am Zielort ankommen. Oder als Brillenträger, wenn die freie Sicht durch Tropfen eingeschränkt wird. Oder natürlich, wenn Stark- oder Dauerregen die Keller volllaufen oder Flüsse übertreten lässt – aber die Gefahr liegt bei letzterem nicht im Niederschlag selbst, sondern darin, wie und wohin die Wassermassen abfließen (können).
In solchen Situationen können wir wahrlich nur schwer nachvollziehen, wieso der Regen das heimliche Hoch unseres Planeten sein soll. Aber heißt es nicht auch: Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung? Und sind wir mit der zunehmenden Flächenversiegelung, Bebauung und den Folgen des Klimawandels nicht selbst auch mit Schuld an der Misere? Eben. Also betrachten wir mal die positiven Aspekte des Regens.
Fünf gute Gründe, die Regen liebenswert machen
Regen spendet Leben: Ja, das mag hochtrabend klingen, aber genauso ist es. Denn ohne Wasser wäre kein Leben auf der Erde möglich. Bäume, Pflanzen, Tiere, Menschen – wir alle sind abhängig vom Wasser und brauchen es wie die Luft zum Atmen, um überleben zu können. Umso wichtiger, dass wir das öfter mal wertschätzen. Immerhin besteht die Erdoberfläche zu rund 70 Prozent aus Wasser – genau wie der Körper eines erwachsenen Menschen. Das kann doch kein Zufall sein!
Regen verbindet: Wer vor einem plötzlich auftretenden Schauer ins Trockene flüchtet, ist meist nicht alleine. Dann gilt es, näher zusammenzurücken, während es draußen gießt. Ein warmer Becher Kakao oder eine heiße Suppe schmecken in solchen Momenten besonders gut!
Regen bringt Abwechslung: Jeden Tag Sonnenschein? Das wäre doch langweilig. Hätten wir die Sonne dann nicht auch irgendwann satt? Eine gute Balance von Regen und Sonne sorgt für Abwechslung und ist somit reizvoll. Wer übrigens eine besonders regenreiche Stadt besuchen will, um garantiert nass zu werden, sollte nach Oberstdorf reisen: Hier prasselten laut Statista im Jahr 2020 rund 1.668 Liter Regen nieder.
Regen steigert die Kreativität: An Regentagen mummeln wir uns gerne auf dem Sofa ein und lesen. Oder basteln. Oder backen und kochen. Oder spielen Brettspiele. Oder entrümpeln die Abstellkammer. Gut, manche gucken auch mehr Fernsehen – aber auch das wird spätestens ab dem dritten Regentag langweilig, so dass wir uns neue Beschäftigungen in den eigenen vier Wänden suchen. Und wer doch raus will? Der geht am besten gegen den Trend bei Regen in der City shoppen: Parkplatzprobleme sollte es nicht geben und auch kein Gedränge wie bei bestem Bummelwetter.
Regen ist kunterbunt: Die Industrie hat den Regenzauber und die jüngste Zielgruppe für sich entdeckt. Ob gelber Regennerz, bunte Gummistiefel oder fröhliche Regenbekleidung: Kinder finden Regen meistens spannend, springen durch Pfützen und stapfen durch Matsch, wenn es schüttet. Es gibt sogar unscheinbare Regenschirme, die sich bunt verfärben, sobald Regen auf sie fällt. Wer kann da noch widerstehen? Entdecken Sie wieder das Kind in sich und die guten Seiten des Regens – das nächste Tief kommt bestimmt!
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Titelbild "Kind hinter Scheibe": farbkombinat/Adobe Stock
Bild "Frau mit Becher": Antonioguillem/Adobe Stock
Bild "Kind mit Schirm": Olesia Bilkei /Adobe Stock