Wie funktioniert Umweltbildung für Kinder und Jugendliche?

Seit rund 30 Jahren engagiert sich der OOWV mit stetig zunehmender Intensität und einem wachsenden Angebot für Umweltbildung rund um das Thema Wasser. Die Bildungsangebote richten sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene und thematisieren alle Aspekte des natürlichen Wasserkreislaufs sowie unseren Umgang mit der lebenswichtigen Ressource Süßwasser. Darüber wollten wir mehr erfahren und haben bei Anette Groth, Abteilungsleiterin der Umweltbildung, nachgefragt.
Auf ein Wasser mit... Anette Groth


Anette Groth leitet seit 2020 die Abteilung Umweltbildung beim OOWV, zudem ist sie Geschäftsführerin der 2009 vom Wasserverband eingesetzten „Stiftung Gewässerschutz“. Für diese Aufgaben ist die gebürtige Oldenburgerin mit ihrer Familie aus Süddeutschland, wo sie nach sozialwissenschaftlichem Studium in Passau im Bildungsmanagement für Erwachsene tätig war, in ihre Heimat zurückgekehrt.
Frau Groth, wieso fördert der OOWV nicht bloß Trinkwasser, sondern auch das Wissen rund um dieses alltägliche Lebensmittel?
Nun, aus gutem Grund gehört die Umweltbildung als eigene Abteilung bei uns zum Bereich Unternehmenskommunikation, sie ist ein wesentlicher Teil der Öffentlichkeitsarbeit. Das Vermitteln von Wissen über die Ressource Wasser ist die Grundlage für den vorbeugenden Schutz unseres Wassers. Es ist die Leitidee unserer Arbeit, über das Vermitteln von Wissen hinaus das Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen zu schärfen, sodass Handlungskompetenzen aufgebaut werden. Das fängt beim sparsamen, wertschätzenden Umgang mit Trinkwasser an, wie vermeide ich Verschwendung, und setzt sich fort bis hin zum Engagement in Projekten für eine nachhaltige Entwicklung und den Ressourcenschutz in unserer Region. Zurecht sind wir BNE zertifiziert: also als Bildungsträger für nachhaltige Entwicklung, der weltweiten Bildungskampagne der Vereinten Nationen, die Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigt.
Das klingt anspruchsvoll, für welche Altersstufen entwickeln Sie Ihre Konzepte und Angebote?
Der erste Schwerpunkt zielt auf die Kinder der dritten bis vierten Klasse. Also das Alter, in dem der Sachkundeunterricht in der Grundschule Anknüpfungspunkte bietet. Überhaupt stimmen wir unsere Angebote auf die Lehrpläne ab, sodass Lehrerinnen und Lehrer unsere Konzepte gut und gerne nutzen, weil sie Exkursionen zu unseren Einrichtungen perfekt an Ihren Unterricht anbinden können. Entsprechend haben wir auch passende Angebote für weiterführende Schulen, etwa für sechste bis zehnte Klasse, im Programm, aber auch eigene, anspruchsvolle Projekte für die Oberstufe. Auch mit Berufsschulen stehen wir im Austausch und bieten Veranstaltungen für Azubis. Wir haben also für alle altersgerechte Angebote im Programm und unabhängig vom jeweiligen Lernort vermitteln wir immer die Grundlagen: den natürlichen Kreislauf des Wassers und den nachhaltigen Umgang mit dieser lebenswichtigen Ressource.
Was ist mit jüngeren Kindern?
Erlebnisangebote für die ganze Familie auch mit jüngeren Kindern gibt es ebenfalls, beispielsweise können die Kinder auf unserem Biohof Bakenhus am „Pommes McSelf“-Tag erleben, dass Fritten nicht im TK-Regal des Supermarktes gedeihen, sondern dass sie aus zu erntenden Kartoffeln zubereitet werden.
Zusammen mit Partnern wie der NWZ unterstützen wir die Aktion „Frisches Frühstück“ für Kitas, bei der schon Kinder im Vorschulalter erste Begriffe von gesunder Ernährung bekommen.
Zudem sorgt unsere Tochter Niedersachsenwasser mit ihrem Trinkwasserspenderangebot für Schulen ebenso wie für Kindergärten dafür, dass jüngere Kinder Trinkwasser als gesundes Getränk jenseits gesüßter Produkte kennen lernen. Mit den von uns geförderten Trinkwasserspendern zusammen gibt es eine Schatzkiste mit kindgerechtem Material zu unserem Lebenselixier, beispielsweise haben wir das Pixi-Buch „Der Weg des Wassers“ herausgegeben.


Müssen Sie die „Werbetrommel“ rühren, damit die Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Schülern zu Ihnen kommen?
Ehrlich gesagt: Eigentlich nicht, die allermeisten unserer Angebote sind echte Selbstläufer, so gern werden sie angenommen. Als zertifizierter BNE-Anbieter und mit unseren vom Kultusministerium anerkannten außerschulischen Lernorten sind unsere Programme auf den einschlägigen Webseiten zu finden. Vor allem aber sind Lehrerinnen und Lehrer, die mit ihrer Klasse oder einem Kurs bei uns waren, ganz außerordentlich wert- und wirkungsvolle Multiplikatoren.
Heißt das, Sie könnten auch noch mehr machen und wären dennoch „ausgebucht“?
Ja, und genau das tun wir auch. Mein Team hat bereits heute über 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und es wird im neuen Jahr zusätzliche, neue Angebote geben. Auf Langeoog wird das dortige „Infohaus“ Altes Wasserwerk mit seiner Ausstellung eine ganz neue, moderne Konzeption präsentieren. Die Oldenburger Kläranlage ist inzwischen fest als Lernort integriert, Besichtigungen waren ja seit langem immer mal möglich, aber jetzt ist das Lernen, wie aus Abwasser wieder sauberes Wasser wird, dort Programm.
Ich will noch nicht zu viel verraten, aber bei Schortens entsteht derzeit mit dem WWZ ein ganz neuer Lernort. Das Wasser-Wald-Zentrum im Klosterpark Oestringsfelde soll ein Zentrum für Nachhaltigkeit werden, ein inklusiver Bildungs-, Begegnungs- und Vernetzungsort. Im Sommer 2025 könnte es dort losgehen…
Einfach Heimat hat über das dem Trinkwasserlehrpfad Nethen zugeordnete Steenforths Moor berichtet. Ich glaube mich zu erinnern, dass es dort ein besonderes Schulprojekt gibt …?
Dort gibt es die älteste Schulkooperation, die wir haben: Seit rund 20 Jahren ist die OBS Wiefelstede fest eingebunden in die Betreuung der großen Streuobstwiese. Etliche Klassen konnten dort dieses und weitere Biotoptypen erfahren und mitgestalten. Das gemeinsame Apfelmosten im Herbst ist dabei immer ein ähnliches Highlight wie Pommes McSelf auf Bakenhus.
Was für Programm-Highlights fallen Ihnen noch spontan ein?
Auf dem Biohof Bakenhus veranstalten wir mit Jugendlichen ab der neunten/zehnten Klasse „Escape Spiele“ mit einer Rätselkiste. Das kommt sehr gut an. Den Schwierigkeitsgrad können wir variieren. Von Oberstufenkursen werden auch unsere anspruchsvollen Workshops zum virtuellen Wasser, also wie viel Wasser in welchem Produkt steckt, gern gewählt. Ab der zehnten Klasse ist unser Rollenspiel „Wem gehört das Wasser“ eine wunderbare Sache: Die Schüler schlüpfen in die Rollen der verschiedenen Interessengruppen: Wer braucht die kostbare Ressource wofür? Auch Berufsschulen nutzen unsere Rollen- und Escapespiele zur Azubi-Teamentwicklung.
Ich möchte aber auch wenigstens ein Kooperationsprojekt erwähnen: „Die Zukunftsstadt ist GRÜN und BLAU“ zusammen mit dem Park der Gärten und dem Umweltbildungszentrum Ammerland. In Workshops für die Klassen 8 bis 13 behandeln wir entscheidende Faktoren und Handlungsoptionen für die künftige Lebensqualität unserer Städte.
„Wir möchten unsere Gäste zu Botschaftern machen“
Wenn die Schulen Ferien haben, sind Sie mit Ihrem Team weiter am Ball oder?
Genau, unsere Ferienaktionen sind so beliebt, dass wir alljährlich auslosen müssen, welche Gemeinden sie in ihr jeweiliges Ferienprogramm aufnehmen können.
Frau Groth, Ihnen begegnet an einem unserer zahlreichen Wasserläufe im Versorgungsgebiet eine wunderkräftige Nixe, die Ihnen für Ihre weitere Arbeit drei Wünsche gewährt. Was darf’s sein?
Na ja, da wünscht man sich zunächst wahrscheinlich reflexartig noch mehr engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denn wenn ich von meinem 22-köpfigen Team sprach, habe ich natürlich auch einige Teilzeitkräfte mitgezählt.
Als zweites würde ich mir auf jeden Fall wünschen, dass wir noch mehr mobile Möglichkeiten bekommen, um mit unseren Angeboten zu den Leuten raus zu gehen, beziehungsweise fahren zu können.
Und als drittes wünsche ich mir vor allem, dass wir unsere Zielgruppen begeistern! … dass sie erworbenes Wissen weitertragen und darauf basierende Handlungskompetenz anwenden.
Wir möchten unsere Gäste zu Botschaftern machen, zu Multiplikatoren für den nachhaltigen Umgang mit unseren lebenswichtigen Ressourcen.
Darauf stoßen wir gern an mit einem guten Schluck – frischen Trinkwassers!
Oasen für Wissensdurstige
Acht Lern- und Erlebnisstandorte sind inzwischen eingerichtet. Das Museum Kaskade, der Biohof Bakenhus und das Wasserwerk Nethen mit Trinkwasserlehrpfad und dem nahen Steenforths Moor sind dabei die drei Leuchttürme der besuchbaren Einrichtungen. Sie sind seit 2008 vom Niedersächsischen Kultusministerium als außerschulische Lernorte anerkannt.
Die OOWV-Umweltbildung stellt ihr Wissen im Versorgungsgebiet auch auf Veranstaltungen und zusammen mit Kooperationspartnern wie dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, dem Park der Gärten, dem Naturpark Wildeshauser Geest, Ahoi Mint, Mint 4 Youth, regionalen Umweltzentren und anderen zu Verfügung.
Seit 2023 ist die Umweltbildung des OOWV zertifizierter UNESCO-Bildungsakteur für nachhaltige Entwicklung (BNE).