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Auf ein Wasser mit... Frank Feldhus - Ausdauernd sportlich für Gewässer- und Trinkwasserschutz

Auf ein Wasser mit... Frank Feldhus - Ausdauernd sportlich für  Gewässer- und Trinkwasserschutz

Steckbrief Frank Feldhus:

  • Geb. 1959 in Oldenburg, verheiratet, 5-facher Opa
  • Seit 35 Jahren Ausdauersportler mit den Schwerpunkten: 
    Ultramarathon, Langstreckenschwimmen, Athletikfitness
  • Tätig als Physiotherapeut, Heilpraktiker, Dipl. Lauftherapeut, Sportphysiotherapeut und Personaltrainer
  • seit 2004 mit eigener Praxis im Ziegelhof

Bildnachweis Titelbild: Mohssen Assanimoghaddam

Gegen die Vermüllung unserer Gewässer

Die Ostfriesischen Inseln waren schon 2022 Schauplatz einer spektakulären Sport- und Ökoaktion: An sieben aufeinanderfolgenden Tagen hat Frank Feldhus vom Festland aus und umgekehrt alle sieben Inseln angeschwommen – insgesamt über 65 Kilometer in sagenhaften 15 Std. 57:55 Min. Sein Anliegen dabei: 

NO MORE PLASTIC OCEANS (NMPO) ist eine Aktion von mir, die sich gegen die Plastikvermüllung der Weltmeere und alle anderen Gewässer richtet.“ 

http://www.physiotherapie-im-ziegelhof.de/no-more-plastic-oceans

 

Rund 100 Kilometer durch den Nationalpark Wattenmeer!

Im August 2023 möchte Feldhus daran anknüpfen. Der Plan diesmal: Zusammen mit einem gut trainierten Läufer oder einer Läuferin sollen alle sieben Inseln überquert werden – das sind rund 100 Kilometer! Gestartet wird an der Ostspitze von Wangerooge, Zielpunkt ist die Westspitze von Borkum. Die sechs Seegatten zwischen den Inseln durchschwimmt Feldhus – insgesamt 30 Kilometer. Der Läufer pausiert inzwischen; hat er den Staffelstab an der jeweils nächsten Insel aufgenommen, kann Feldhus Kraft schöpfen, während der Läufer läuft usw. 

Am ersten Tag wollen die beiden bis Baltrum kommen! Am folgenden Tag wartet dann unter anderem das mit 13 Kilometern breiteste Seegat, das Feldhus nördlich der Vogelinsel Memmert und der Kachelotplate (von franz. Cachalot = Pottwal) durchqueren will.

Frank Feldhus und ein Laufpartner queren die Ostfriesischen Inseln von Ost nach West:

6 Schwimmetappen: 10,5 km am 1. Tag + 19 km am 2. Tag = 29,5 km

7 Laufetappen: 42 km am 1. Tag + 45 km am 2. Tag = 87 km

 

7 Inseln in 2 Tagen 

Gestartet wird am 13. August um 9:45 Uhr am Ostende von Wangerooge. Am ersten Tag geht es über vier Lauf- und drei Schwimmetappen bis ans Westende von Baltrum. Dort wird übernachtet, nachdem um etwa 23 Uhr die letzte Laufstrecke bewältigt ist.

Weiter geht’s am 14. August um 7:30 Uhr mit dem Durchschwimmen des schmalen, aber rabiaten Seegatts hinüber nach Norderney. Die Ankunft nach den drei Schwimm- und drei Laufetappen des 2. Tages am Ziel Borkum West ist für etwa 21.45 Uhr geplant.

Für Trinkwasserschutz

In diesem Jahr erweitert Feldhus sein Aktionsmotto NMPO um den Aspekt des Trinkwasserschutzes. Er möchte die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass bei zunehmender Erderwärmung mit Hitzesommern und Dürrewintern Süßwasser immer kostbarer wird: 

„Unser Trinkwasser scheint uns so selbstverständlich. Wir drehen den Wasserhahn auf und schwupps – läuft das wertvolle Nass. Aber – ganz so simpel ist die Sache nicht!!

Wir nennen ihn zwar den „Blauen Planeten“, weil der Großteil unserer Mutter Erde mit Wasser bedeckt ist. Jedoch ist nur ein geringer Prozentsatz, nämlich 3–5 %, Süßwasser und somit für uns nutzbar. (…) Daher macht es Sinn, unsere Süßwasserressourcen zu schützen und zu bewahren. Bewahren auch im Sinne von „allgemein verfügbar“. Immer mehr Konzerne (z. B. Nestlé) versuchen Süßwasserquellen zu kaufen und sie kommerziell zu nutzen. Die Folge davon ist, dass eine überlebenswichtige Ressource kommerzialisiert wird und nur wenigen zugänglich bleibt. Das gilt es, meiner Meinung nach, zu verhindern.http://www.physiotherapie-im-ziegelhof.de/about-1

 

Einfach Heimat-Autor Johannes Kelschebach besuchte Frank Feldhus in seiner Heimatstadt Oldenburg im Therapiezentrum im Ziegelhof, um über sein neues „Ausdauersport-Ökobotschaft-Projekt“ zu sprechen …

 

eH: Das Wattenmeer ist eine der dynamischsten Naturlandschaften überhaupt. Die Tideströmung und der Wind bewegen Wellen und den Sand ständig. Die schmalen Durchlässe zwischen den Inseln werden am heftigsten durchströmt, weshalb normale Schwimmer dort nicht ins Wasser dürfen. Der westlich Riffbogen beispielsweise am Flinthörn von Langeoog zeigt eindrucksvoll, mit welcher Kraft dort die Ebbströmung gewaltige Massen an Sand verschiebt. Herr Feldhus, müssen wir uns Sorgen machen?

Nein, ganz klar. Es ist alles genau besprochen und geplant mit den bewährten Fachleuten, die mich auch im letzten Jahr begleitet haben. Matthias Lux, genannt Mazzo, betreibt in Aurich die Kajakschule *Kajak-Nordsee, und Stephan Tautz begleitet mich im Motorboot. An Mazzo hatte mich **André Wiersig, den ich angeschrieben hatte, verwiesen: André Wiersig ist der erste deutsche Extremschwimmer, der die „Ocean‘s Seven“ geschwommen ist. 2019 ist er dann von St. Peter-Ording nach Helgoland geschwommen, dabei hat Mazzo ihn im Kajak begleitet, das zeigt, der kennt sich wirklich aus. Der ist da zuhause, genau wie Stephan, der ist mit der Nordsee aufgewachsen. Als Regattasegler, Windsurfer und Kiter hat er viel Erfahrung und bringt zudem den sportlicher Spirit mit. In einer Kick-off-Veranstaltung haben Mazzo und Stephan ausführlich referiert über die ganzen Gatts mit den entsprechenden Strömungsverhältnissen und dargelegt, dass es nicht ganz so einfach werden wird. Aber das ist ja auch die Herausforderung. 

 

* https://www.kajak-nordsee.de/index.html

**https://de.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A9_Wiersig

Kajak-Scout Matthias Lux weiß, wo’s langgeht und ist mit den heftigen Tideströmen der Nordsee bestens vertraut. Foto: Mohssen Assanimoghaddam

 

eH: Ein ausdauernder, erfahrener Freiwasserschwimmer zu sein, reicht für die besonderen Herausforderungen der Nordsee nicht aus. Wie sind Sie mit den spezifischen Strömungsverhältnissen zwischen den Inseln vertraut?  

Ich verlass mich da ganz auf Mazzo und Stephan, beide bringen einen reichen Erfahrungsschatz mit. Wir wissen um die Tücken: Von Baltrum nach Norderney beispielsweise, das sieht aus wie ein Katzensprung, aber das muss genau getimt sein! Wir müssen das sogenannte Stauwasser erwischen, wenn die Strömung für kurze Zeit nicht so stark ist, wenn wir diesen Moment verpassen, geht da richtig die Post ab! Selbst unser Weltmeister Florian Wellbrock würde da rückwärts schwimmen, die Strömung erreicht da etwa 6 km/h, Florian schwimmt 5 km/h. Man muss genau schauen, wo geh ich wann rein und wo komm ich wieder raus! Man kann da nicht einfach straight rüber, ich muss mitunter die Strömung traversieren, man kann nicht gegen die Tideströmung schwimmen, alles muss passen. Im letzten Jahr bei „7 Tage 7 Inseln“ habe ich eine Menge Erfahrung gesammelt. Die Strecke Festland-Wangerooge beispielsweise wäre per Vogelflug acht Kilometer auf meinem GPS hatte ich nachher zwölf (!), weil ich zwangsläufig durch die Strömung im Bogen geschwommen bin. Ich bin Seegang gewohnt, habe auch auf Mallorca an Wettkämpfen teilgenommen, aber im Mittelmeer, das sind schöne Wellen, in der Nordsee dagegen mit ihren Sandbänken und Tiderinnen kommen die Wellen mal lang, mal kurz, so richtig kabbelig. Ich hatte im letzten Jahr alles dabei: Ententeich auf der Strecke nach Borkum, Windstärke 4 bis 5 auf dem Weg nach Spiekeroog und zum krönenden Abschluss Windstärke 6 von Wangerooge zurück nach Harlesiel.

 

eH: Mögen Sie Quallen? 

Grundsätzlich mag ich alles, was im Wasser schwimmt außer Plastik. Ich hatte letztes Jahr Kontakt mit einer Feuerqualle auf dem Weg von Wangerooge nach Harlesiel. Alles, was ungeschützt nackt war, kam mit den Nesselfäden in Berührung, ohne den Hinweis vom DLRG, den Kurs etwas zu korrigieren, wäre ich in einen ganzen Schwarm hineingeschwommen, da hab ich noch Schwein gehabt! 

Die Seehunde auf der Strecke waren sehr freundlich, die Begegnung mit der Qualle war nicht so freundlich – eher quälend. Aber man sollte eben auch eine gewisse Demut haben, wenn man ins Meer geht. Ich beschwimme das Areal der Tiere und muss akzeptieren, wenn sie sich auch mal wehren.

Frank Feldhus in Aktion: barfuß ohne Schwimmflossen für den Vortrieb, aber mit Paddles an den Händen, eine Spezialität von ihm, die sehr viel Kraft und absolut austrainierte Schultern erfordert. Deshalb: bitte nicht „einfach“ nachmachen! Foto: Mohssen Assanimoghaddam

 

eH: Wie vorhersagbar sind die Verhältnisse und Tideströme in den sechs zu durchschwimmenden Seegatten zwischen den Inseln überhaupt? 

Wie Otto Rehagel sagte: „Die Wahrheit liegt auf dem Platz“ oder eben in diesem Fall im Meer: Das kannst du nicht wirklich voraussagen. Du kannst dir so viele Wettervorhersagen ansehen, wie du willst, die Nordsee zeigt dir schon, wo es langgeht. Das ist es eben, was es ausmacht. Da bleibt absolut eine Unwägbarkeit. Ich habe mit erfahrenen Seglern gesprochen, die haben bei Sonnenschein abgelegt, sind ins Gatt reingefahren und da schlug von jetzt auf gleich das Wetter um. Wobei ich als Schwimmer ja wie ein Tischtennisball bin, stürmischere See kostet Kraft, aber ich werde nicht kentern. Es wäre aber schlecht für das begleitende Motorboot, das ein wichtiger Teil der Logistik ist. Ich hoffe deshalb, dass das Wetter so schön mitspielt wie letztes Jahr. Aber es ist selten, dass der Wind über Tage so stabil unter 5 bleibt. Ab 5 Windstärken verbietet das Wasser und Schifffahrtsamt die Aktion. Auch hoffe ich, dass das Wasser mindestens so 15-16 °C hat. Die Kälte wird mit der Zeit unangenehm, und auch mit Neoprenanzug ist die Nordsee ziemlich frisch, wenn ich von Juist nach Borkum schwimme, das werden so zirka vier Stunden. Es ist normal, dass die Füße dabei irgendwann taub werden, aber das interessiert mich nicht, ekelig ist es, wenn die Fingerspitzen nicht mehr zu spüren sind – und 20 Kilo Speck anfuttern als „Bio-Neoprenanzug“ möchte ich mir auch nicht antun.

Neugierig beäugen heimische Meeresbewohner den schwimmenden Besuch. Foto Matthias Lux

 

eH: Wie bereiten Sie sich auf all diese Herausforderungen vor? 

Ich bin eigentlich immer irgendwie im Training, Sport gehört zu meinem Alltag. Vielleicht kann man da schon von „Sportsucht“ reden, wenn ich mich nicht bewege, werde ich ziemlich übellaunig. Vier Mal in der Woche bin ich im Wasser, schwimme drei bis vier Kilometer, das ist noch nicht viel, aber ich schwimme zur Zeit etwas auf Tempo und – was man eigentlich immer macht – arbeite an Stil und Technik. Es ist gut, wenn man beim Schwimmen ins Gleiten kommt. Das ist unheimlich wichtig, um Kraft zu sparen. 

 

eH: Damit kommen wir zu dem erheblichen Aufwand für die seriöse Planung und Durchführung eines solchen Projekts. Wie haben Sie das gemacht? Was ist noch zu tun?

Letztes Jahr war ich noch allein. Da musste ich erstmal überlegen, wen ruf ich an? Welche Genehmigungen brauche ich? Wer sponsort mich? Da traf es sich gut, dass ein sportbegeisterter Vorstand der GVO Versicherung mein Patient ist, also hab ich ihn gefragt, warum sponsort ihr mich eigentlich nicht? 

Dann hab ich die Wasserschifffahrtsbehörde kontaktiert, da muss ich mich beim Losschwimmen melden und wenn ich ankomme. Sodann den Nationalpark Wattenmeer, um überhaupt eine Genehmigung zu kriegen. Aber auch aus Überzeugung beachten wir strikt alle Naturschutzregeln des Nationalparks. Es werden selbstverständlich keine Ruhezonen verletzt. Allerdings ist Beschwimmen im Nationalpark Wattenmeer nicht gleich Betreten wie bei einer Wattwanderung. Da gibt es die Drei-Stunden-Regel, das wusste Mazzo, das heißt, wenn das Wasser da ist, hat man drei Stunden Zeit rüber zu kommen.

Super war die Zusammenarbeit mit der DLRG. Lediglich für die Strecke nach Borkum fehlte zunächst ein Begleitmotorboot mit genügender Reichweite, bis sich glücklicher Weise Stephan gemeldet hat, der auf Korfu meinen Instagram-Aufruf gelesen hatte, ein großer Glücksfall für mich!

Bei meiner ersten Aktion war es echt hart, arbeiten, trainieren, organisieren … das hat eine Ehekrise gegeben – ist aber nochmal gutgegangen (lacht). Jetzt kümmert sich das GVO-Marketing um die ganze Organisation und es gibt bewährte Partner wie Mazzo und Stephan. Mit ihrem Wissen habe sie Details, Zeiten und Herausforderungen genau im Blick und beraten uns Sportler im Wasser und zu Land gewissenhaft. Alle sind im Austausch, wir planen sorgfältig. Es wird noch ein Meeting geben, wo wir alles noch einmal durchgehen, ob alle Genehmigungen vorliegen etc.

 

eH: Die Schwimmstrecke im letzten Jahr bei Ihrem Rekord vom Festland zu den sieben Inseln betrug über 65 Kilometer, das entspricht etwa Dover – Calais hin und zurück, verteilt allerdings auf sieben Tage. Diesmal sind es „nur“ 30 Kilometer, aber in 48 Stunden und durch die Tiderinnen mit heftiger Gezeitenströmung. Was erwarten Sie, wird‘s schlimmer oder besser?

Anders! 48 Stunden bedeuten weniger Regenerationszeit. Und ich schwimme derzeit auf Tempo, weil es in den Seegatten etwa so ist, wie in einer Gegenstromanlage zu schwimmen. Die 1000 Meter von Baltrum nach Norderney schwimme ich unter „Laborbedingungen“ in 16 Minuten. Wir haben dafür aber das Dreifache veranschlagt, ob ich damit hinkomme, weiß ich gar nicht. Je nachdem, wie wir da reinkommen, heißt es: „zwei Schritte vor einen zurück“, ich werde teilweise auf der Stelle schwimmen, bis ich einen Dreh finde, wie ich an der Gegenströmung mehr oder minder vorbei schwimmen kann. Dieses auf-der-Stelle-Schwimmen hatte André Wiersig auf seinem Weg nach Helgoland auch. Die Strömungen bringen Unwägbarkeiten mit, zwingen mitunter dazu, im Bogen zu schwimmen. Deshalb werde ich erst wenn ich auf Borkum ankomme und mein GPS alles aufgezeichnet hat, wirklich wissen, wie lang die 30 Kilometer tatsächlich sind. Es würde mich nicht wundern, wenn es dann 40 oder auch 45 Kilometer sind.

 

eH: Die letzte Etappe zwischen Juist und Borkum hat es noch einmal in sich: Sie ist viel länger als die übrigen Distanzen und wie steht es dort mit den Strömungsverhältnissen und der Orientierung? Die Hochsandbank Kachelotplate und die Vogelinsel Memmert liegen quasi „im Weg“ – „Betreten verboten!“ – wie kommen Sie da drum herum? 

Die Strömungen bringen Unwägbarkeiten mit, zwingen mitunter dazu, im Bogen zu schwimmen. Deshalb werde ich erst wenn ich auf Borkum ankomme und mein GPS alles aufgezeichnet hat, wirklich wissen, wie lang die 30 Kilometer tatsächlich sind. Es würde mich nicht wundern, wenn es dann 40 oder auch 45 Kilometer sind. Außen rum. Es ist so, dass wir zunächst grobe Richtung offene See schwimmen bzw. paddeln. Da verlass ich mich auf Mazzo. Der hat einmal gesagt, dass Kajak ist wie die Kachel am Schwimmbeckenrand, es zeigt mir an, wo’s lang geht. Die Strecke wird spannend, es ist offene See mit Dünung ohnehin, da hoffen wir natürlich, dass der Wind mitspielt. Wobei ich mit der Dünung im offenen Meer besser umgehen kann, weil der Wellengang normalerweise harmonischer ist als in den Tiderinnen. Dann kommt aber noch der Dreh Richtung Borkum: Da geraten wir an die Oster-Ems und die hat richtig Dampf! Im letzten Jahr bin ich mit dem Schub der Oster-Ems von der Leybucht nach Borkum geschwommen, das fühlte sich gut an, Stephan hat gemessen, dass ich bis zu 10 km/h schnell war! Das war wie surfen. Dafür braucht man Leute wie Mazzo und Stephan, die sich mit der Strömung richtig gut auskennen.

 

eH: Sie schwimmen nicht allein aus Freude am Freiwassersport, sondern möchten mit Ihrer Aktion auf ein wichtiges Thema aufmerksam machen. Im letzten Jahr haben Sie auf die ungeheure Plastikvermüllung der Ozeane hingewiesen, aktuell fügen Sie den Aspekt Trinkwasserschutz hinzu. Was ist da Ihr spezielles Anliegen?

Es ist doch alarmierend, wenn man Berichte über die Trinkwassersituation auf der Welt sieht. In Chile beispielsweise ist das Trinkwasser zum Teil schon privatisiert. Für die Lithiumgewinnung in der Atacamawüste werden Tanklastzüge voller Süßwasser verbraucht. Grundwasserspiegel sinken. In Amerika kaufen Unternehmen Obstplantagen auf, nicht um Früchte zu kultivieren, sondern um an die Süßwasserquellen auf dem Gelände zu gelangen und das Wasser zu kommerzialisieren. Dass Trinkwasser zu einem Geschäft wird, darf einfach nicht passieren. Mit Lebensmitteln zu spekulieren, ist das Perverseste, was man machen kann! Und genau diese Gefahr sehe ich beim Trinkwasser. 

In Afrika sind Leute unterwegs, die 20 Liter Wasser über 15 Kilometer nach Hause tragen, und wir asen hier mit dem Trinkwasser herum, als gäb’s kein morgen. 

Saubere Luft und sauberes Trinkwasser ist ganz einfach das Essentielle. Wenn wir das nicht haben, geht hier das Licht aus: Nicht für die Erde – aber für uns.

 

eH: Herr Feldhus, zum guten Schluss etwas Märchenhaftes: Das Wahrzeichen des Wangerlandes, wo Sie am 13. August starten werden, ist das Minser Seewiefken. Stellen Sie sich vor, auf dem Weg hinüber nach Spiekeroog begegnet Ihnen die bezaubernde Nixe und Sie haben wunderbarer Weise drei Wünsche frei … Was wünschen Sie sich?

Mahnt mit erhobenem Zeigefinger, den Geschöpfen des Meeres keinen Zwang anzutun: das Minser Seewiefken, märchenhaftes Wahrzeichen des Wangerlandes. Foto jk

 

Der erste Wunsch ist ganz eigennützig: Gesundheit für mich und meine Familie! Denn Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.

Dann würde ich mir eine bessere Diskursfähigkeit der Menschen wünschen: sich wirklich austauschen und dem anderen zuhören. Ich finde es schrecklich, wenn sogar im Parlament jemand einfach dazwischen schreit. Erstmal zuhören, danach kann man dann den sogenannten Fakten-Check machen.

Drittens wünsche ich mir eine größere Demut der Menschen der Flora und Fauna gegenüber!

 

eH: Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Ihr Projekt!!

 


Exkurs

Kostbares Nass im Meer

Die Trinkwassersituation auf den 7 Inseln

Inseln sind ein wunderbar anschauliches Bild dafür, wie kostbar unser Trinkwasser ist. Die sieben Ostfriesischen Inseln haben zusammen rund 17.000 Einwohner (von knapp 600 auf Baltrum bis fast 6.000 auf Norderney), diese beherbergen insgesamt etwa 600.000 Gäste pro Jahr! Woher bekommen all diese Menschen Trinkwasser? 

Die besondere Herausforderung dabei zeigt das Beispiel Langeoog: Genügen an einem mittleren Wintertag 430.000 Liter Trinkwasser, sind es an einem heißen Sommertag 1,7 Millionen Liter (Abgaberekord 1.757 m³ am 27.07.2018)! 

 

Ein Geschenk des Himmels

Die Ostfriesischen Inseln verfügen über einen wertvollen Schatz, sie besitzen sogenannte

Süßwasserlinsen. Das ist sauberes Grundwasser unter einer Meeresinsel in der Form einer Linse, gebildet aus versickertem Regenwasser. Weil Süßwasser leichter ist als Salzwasser, schwimmt die Linse quasi in einem Ozean von Meerwasser. Diese natürlichen Depots aus Niederschlagswasser sind auf fünf der Inseln groß genug, um sie mit Trinkwasser zu versorgen. 

 

Zwei hängen am „Festlandtropf“

Lediglich Baltrum und Wangerooge werden über eine Festlandleitung mit Wasser beliefert. Die auch dort vorhandenen Süßwasserlinsen dienen nur als Notreserve. 

Das Trinkwasser bekommt Wangerooge vom Wasserwerk Sandelermöns, gelegentlich auch vom Wasserwerk Harlingerland in Moorweg. Dazu ist die Insel mit drei 7,5 Kilometer langen Pipelines mit dem Festland verbunden, die 1962 von Bassens bei Minsen durch das Watt zur Insel verlegt wurden.

Das Wasserwerk Harlingerland versorgt auch Baltrum mit 5,8 °dH weichem Trinkwasser.

 

Fünf Selbstversorger

Die fünf übrigen Inseln haben jeweils ihr eigenes Wasserwerk, das über mehrere Brunnen die Süßwasserlinse unter dem Eiland anzapft. Am Beispiel Langeoog können Sie hier lesen, wie durch naturnahen Küstenschutz die kostbare Süßwasserlinse geschützt wird:

https://einfach-heimat.de/wissen/Beitrag/kuestenschutz

Für die Trinkwasserversorgung auf den Inseln Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge ist der OOWV zuständig. Die Stadtwerke Borkum versorgen naheliegender Weise ihre Insel, Juist fördert sein Süßwasser über 24 Brunnen und auf Norderney zapfen die Stadtwerke Norderney die dortige Süßwasserinsel an. Zwei Wasserwerke fördern dort jährlich ca. 900.000 Kubikmeter Wasser.

 

Kreislaufstörungen vermeiden

Die Versorgung der Inseln aus den Süßwasserlinsen – also dem natürlichen Wasserkreislauf – kann nur so lange funktionieren, wie nicht mehr Wasser entnommen wird, als sich durch versickerndes Niederschlagswasser nachbildet.

Helgoland übrigens – 50 Kilometer weit draußen in der offenen Nordsee gelegen – wird von einem Wasserwerk der Versorgungsbetriebe Helgoland mit Trinkwasser versorgt. Dieses wird mittels Umkehrosmose in einer Meerwasserentsalzungsanlage gewonnen. Zudem wird eine Brackwasserlinse genutzt, deren Wasser ebenfalls entsalzt werden muss, sowie Regenwasserzisternen. https://www.vbhelgoland.de/technik/wasserwerk/

 


Johannes Kelschebach

meist in Oldenburg und viel unterwegs...
Dürfen wir Sie fragen wie eigentlich alles begann?: Ja, dürfen Sie - studiert habe ich Neu,- und Altgermanistik und Philosophie. Danach war ich viele Jahre als Werbetexter und Kreativdirektor für Agenturen tätig.
Und heute?: Seit 2006 arbeite ich als freiberuflicher Kommunikationsberater.
In Ihrer Freizeit erleben Sie auch viel, oder?: Nun, ich bin oft unterwegs. Vor allem in der Natur. Wie sagt man so schön, als Naturgucker und Vogelbeobachter.
Bildnachweis/Portrait: Privat

Johannes Kelschebach

meist in Oldenburg und viel unterwegs...
Dürfen wir Sie fragen wie eigentlich alles begann?: Ja, dürfen Sie - studiert habe ich Neu,- und Altgermanistik und Philosophie. Danach war ich viele Jahre als Werbetexter und Kreativdirektor für Agenturen tätig.
Und heute?: Seit 2006 arbeite ich als freiberuflicher Kommunikationsberater.
In Ihrer Freizeit erleben Sie auch viel, oder?: Nun, ich bin oft unterwegs. Vor allem in der Natur. Wie sagt man so schön, als Naturgucker und Vogelbeobachter.
Bildnachweis/Portrait: Privat
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