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Weltwassertag 2025: Unsere Gletscher bewahren!

Weltwassertag 2025: Unsere Gletscher bewahren!

 

„Unsere Gletscher bewahren“? Ist das diesjährige Motto des Weltwassertages der Vereinten Nationen aus der Perspektive der norddeutschen Tiefebene nicht buchstäblich etwas weit hergeholt? Die letzten Gletscher verschwanden hier am Ende der Weichsel-Kaltzeit, also vor gut 11.500 Jahren – und niemand vermisst sie. Der nächste Gletscher, Deutschlands größter und höchster, der Schneeferner an der Zugspitze, ist von hier (z. B. Emden) rund 900 Kilometer weit weg. Trotzdem hat das Schmelzen der Gletscher auch Auswirkungen auf uns und unsere Heimat.

 

Mitteleuropas Gletscher schmelzen dahin

Wer die Reise zum Schneeferner auf sich nimmt, kann dort – ebenso wie an sämtlichen Alpengletschern – ein Problem besichtigen, das als Folge der Erderwärmung weitreichende globale Folgen haben wird: rasanter Gletscherschwund. Vor rund 100 Jahren gab es an der Zugspitze einen nördlichen und einen südlichen Gletscherteil; der südliche Schneeferner ist bereits völlig weggeschmolzen, beim nördlichen ist die Eisdicke an der mächtigsten Stelle allein in den letzten sieben Jahren von zehn auf sechs Meter abgetaut! In fünf Jahren dürfte die Zugspitze eisfrei sein.

Glaziologen sehen in den Alpen und den Pyrenäen wie im Zeitraffer, was weltweit bei unverminderter Erderwärmung geschieht: stetig sich beschleunigende Eisverluste. Eine Studie zeigt: In den letzten Jahren waren die Eisverluste in den Alpen um 36 Prozent höher als im Zeitraum 2000 bis 2011. Insgesamt haben die Gletscher der beiden mitteleuropäischen Hochgebirge seit dem Jahr 2000 fast 40 Prozent ihrer Eismasse verloren. Damit versiegt zunehmend ein wesentlicher Wasserlieferant für Flüsse, die aus Gebirgszuflüssen gespeist werden. Vater Rhein ist mit seinem alpinen Quellgebiet von dieser Entwicklung der wohl prominenteste Betroffene. 

Gletscher speichern 70 Prozent des Süßwassers 

Unsere beiden mitteleuropäischen Hochgebirge (mit etwa 4.000 Gletschern) sind im globalen Maßstab vergleichsweise winzig: Weltweit speichern rund 250.000 Gletscher enorme Mengen süßen Wassers. Zusammen mit den arktischen und antarktischen Eisschilden ist rund 70 Prozent des Süßwassers im noch festen Zustand vorhanden. Ein rapides Abschmelzen dieser riesigen Wasserspeicher ohne hinreichend kompensierende Neubildung verändert daher den gesamten globalen Wasserkreislauf. Flüsse, Seen und Grundwasserreservoirs brauchen Gletscherzuflüsse. Das Ausbleiben dieser kontinuierlichen Zuflüsse hat gravierende Folgen für Ökosysteme, Wasserressourcen und die menschliche Sicherheit.

Emden in 75 Jahren unter Wasser?

Allein die Schmelzwassermassen aus den Gletschern an Land (ohne Polkappen) haben den Meeresspiegel in den vergangenen 25 Jahren bereits um 1,8 Zentimeter ansteigen lassen. Der Weltklimarat warnt, dass bei ungebremstem Fortschreiten der Erderwärmung mit gleichbleibend rasanter Gletscherschmelze plus Grönlandtauwasser der Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts um 1,10 Meter steigt! Für unsere eingangs erwähnte Hafenstadt an der Emsmündung (Emden liegt einen Meter über n. N.) bedeutete dies: „Land unter!“

Ewiges Eis von begrenzter Haltbarkeit

Das sogenannte ewige Eis, die Gletscher und polaren Eisschilde, sind inzwischen von der fortschreitenden Erderwärmung betroffen. Schon 2024 wurde auf makabre Weise das 1,5 Grad-Ziel „erreicht“: Eigentlich war damit gemeint, den menschengemachten globalen Temperaturanstieg durch Treibhausgase im 20-Jahresmittel auf 1,5 C° zu begrenzen. Im Kalenderjahr 2024 lag die globale Jahresmitteltemperatur erstmals mehr als 1,5 °C über dem Mittelwert des vorindustriellen Vergleichszeitraums (Mittelwert der Jahre 1850 bis 1900). Wird die Erderwärmung weiterhin nicht gebremst, schmelzen unsere globalen Eisschilde dahin. Darauf möchte das Motto des UN-Weltwassertages 2025 aufmerksam machen. Es geht immerhin um den größten Teil des weltweiten Süßwassers. Wenn es ohne Eisneubildung in die Ozeane entwässert, steigt nicht allein der Meeresspiegel in katastrophalem Ausmaß, die natürlichen Süßwassersysteme, aus denen wir unser Trinkwasser gewinnen und der globale Wasserkreislauf würden sich in lebensbedrohlicher Weise verändern. Der Erhalt der Gletscher braucht daher wirksamen Klimaschutz.

 

Weltwassertag: alle Jahre wieder am 22. März

Der Weltwassertag wurde 1992 auf der Weltkonferenz „Umwelt und Entwicklung“ in Rio de Janeiro initiiert. Seit 1993 wird er gemäß einer Resolution der UN-Vollversammlung jährlich am 22. März begangen. Das Hauptaugenmerk lag vor über 30 Jahren vor allem auf dem Thema: „Zugang zu sauberem Trinkwasser für alle Menschen“. Das ist leider bis heute aktuell, denn rund zwei Milliarden Menschen haben weiterhin keinen Zugang zu sicherem, einwandfreiem Trinkwasser. Die Deklaration des Zugangs zu sauberem Wasser als Menschenrecht (UN-Vollversammlung 2010) konnte daran nichts ändern. Die Thematik des Weltwassertages musste inzwischen – vor allem durch die anthropogene Erderwärmung und Umweltverschmutzung – sehr viel umfassender werden. Die Verunreinigung und Verknappung unseres wichtigsten Lebensmittels betrifft nicht „bloß“ den globalen Süden, sondern den gesamten Blauen Planeten. 
Der „Tag des Wassers“ soll die Öffentlichkeit auf die vielfältigen Probleme rund um das lebenswichtige Element Wasser aufmerksam machen: jedes Jahr unter einem anderen Motto; 2025 lautet es „Glacier Preservation“ also „Gletscher erhalten“.

 

Daten und Fakten über die Grundlage allen Lebens: Wasseratlas 2025

Unter der Überschrift „Menschenrecht Wasser für alle“ widmet auch der zum Jahresbeginn erschienene „Wasseratlas 2025“ einen Beitrag dem Weltwassertag der Vereinten Nationen. Insgesamt beleuchtet er in 22 Beiträgen – von Wasser als unserer Lebensgrundlage über Wasser als potenzieller Konfliktanlass und Wasser in der Landwirtschaft bis hin zu den Schwammstädten der Zukunft – alle relevanten Aspekte des prägenden Elements unseres Blauen Planeten. Das Kapitel „Klima. Wasser in der Krise“ berührt auch den Themenschwerpunkt des Weltwassertages 2025 Glacier Preservation, indem der Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Treibhausgase und dem Schmelzen der Eisschilde angesprochen wird.

Eine doppelseitige Kurzübersicht gibt eine anschauliche Einführung in das vielschichtige Themenfeld:

Unter dem folgenden Link können Interessenten den Atlas als PDF kostenfrei herunterladen: Wasseratlas 2025

Johannes Kelschebach

meist in Oldenburg und viel unterwegs...
Dürfen wir Sie fragen wie eigentlich alles begann?: Ja, dürfen Sie - studiert habe ich Neu,- und Altgermanistik und Philosophie. Danach war ich viele Jahre als Werbetexter und Kreativdirektor für Agenturen tätig.
Und heute?: Seit 2006 arbeite ich als freiberuflicher Kommunikationsberater.
In Ihrer Freizeit erleben Sie auch viel, oder?: Nun, ich bin oft unterwegs. Vor allem in der Natur. Wie sagt man so schön, als Naturgucker und Vogelbeobachter.
Bildnachweis/Portrait: Privat

Johannes Kelschebach

meist in Oldenburg und viel unterwegs...
Dürfen wir Sie fragen wie eigentlich alles begann?: Ja, dürfen Sie - studiert habe ich Neu,- und Altgermanistik und Philosophie. Danach war ich viele Jahre als Werbetexter und Kreativdirektor für Agenturen tätig.
Und heute?: Seit 2006 arbeite ich als freiberuflicher Kommunikationsberater.
In Ihrer Freizeit erleben Sie auch viel, oder?: Nun, ich bin oft unterwegs. Vor allem in der Natur. Wie sagt man so schön, als Naturgucker und Vogelbeobachter.
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